gfbvGöttingen. - Nach dem Scheitern großer ausländischer Landwirtschaftsprojekte in Äthiopien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gefordert, dem Landraub Einhalt zu gebieten. Bei den Projekten sei lokales Wissen über ökologische Besonderheiten nicht beachtet worden. Jetzt verrotten die Maschinen und die Investoren ziehen sich zurück.

"Die äthiopische Regierung hat 30.000 Angehörige des indigenen Volkes der Anuak in der Region Gambella seit 2008 zwangsumgesiedelt, um indischen und saudi-arabischen Agrar-Investoren riesige Anbauflächen zu verschaffen", kritisierte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Doch weil die Besonderheiten der Ökologie und das Wissen der Kleinbauern nicht beachtet wurden, wurde die von der Regierung versprochene Modernisierung der Landwirtschaft zum Desaster, bedeutende Investoren ziehen sich enttäuscht zurück und statt großer Ernteerträge verrotten die Maschinen."
 
"Die Anuak in Gambella sind die großen Verlierer einer über ihre Köpfe hinweg beschlossenen Agrarpolitik", erklärte Delius. "Ihnen wurden für das Land, das sie seit Generationen bewirtschaften, nur Nutzungsrechte zugestanden, nicht jedoch das Eigentum. Durch Landraub haben sie 42 Prozent ihres Landes verloren. Viele Dörfer und Gemeinschaften wurden entwurzelt und haben durch die Zwangsumsiedlungen ihre Lebensgrundlage verloren."
 
Der indische Großinvestor Karuturi aus Bangalore hat laut GfbV 100.000 Hektar in Gambella gepachtet, von denen erst vier Prozent bewirtschaftet werden. Jetzt klage er darüber, dass 80 Prozent seines Pachtlandes bis zu sieben Monate im Jahr vom Fluss Baro überschwemmt sind. Traktoren, Ernte- und Bewässerungsmaschinen stünden nutzlos herum, weil der Betrieb weitestgehend ruht. Dabei habe Karuturis Großinvestition im Zentrum der neuen äthiopischen Landwirtschaftspolitik gestanden, mit der die landwirtschaftlichen Exporte massiv gesteigert werden sollten, um die Handelsbilanz Äthiopiens zu verbessern: 2015 sollten Agrarerzeugnisse im Wert von 6,6 Milliarden US-Dollar exportiert werden, zwischen Juli 2012 und Juli 2013 waren es bislang jedoch nur Exporte im Wert von 3,08 Milliarden US-Dollar – weniger als noch im Vorjahr.
 
Große Probleme mit seinen Investitionen in Gambella hat auch das saudi-arabische Unternehmen Saudi Star, das auf zunächst 10.000 Hektar Reis für den Export auf die arabische Halbinsel anbaut. Saudi Star, so die GfbV, drohen Strafmaßnahmen der äthiopischen Behörden, weil der Großbetrieb seine Produktion wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten eingestellt hat und alle pakistanischen Fachkräfte Äthiopien verlassen mussten.  
 
Eine Plantage des indischen Unternehmens Verdanta Harvest fiel nach Angaben der GfbV am 20. Oktober 2013 einem Brandanschlag zum Opfer. Der Firma wird vorgeworfen, Waldgebiete illegal zu roden und in illegalen Holzhandel verstrickt zu sein. Nur 70 der gepachteten 3.012 Hektar Land nutzt das Unternehmen bislang für den Tee-Anbau.
 
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