Thesen zu einer Erweiterten Friedens- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland in Afrika - September 2003
Von Uschi Eid und Helmut Asche
Afrika war in den letzten Monaten so oft wie selten zuvor in den Schlagzeilen. Die Nachrichten von der mühsamen Eindämmung eskalierender Kämpfe im Kongo und in Liberia, das Drama der Entführung europäischer Touristen in der Sahara, zuvor die positiven Nachrichten vom G8-Gipfel in Evian, der sich Afrika ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt hatte: All das hat in Deutschland jüngst eine Afrika-Debatte ausgelöst, die durch die Entsendung von Bundeswehrsoldaten im Zuge des Kongo-Konflikts erst richtig angefacht wurde. Die Debatte ist an sich erfreulich, aber ihr fehlt die Richtung, gerade in Bezug auf ihr zentrales Thema: Die angemessene Rolle der Bundesrepublik auf dem afrikanischen Kontinent, dessen Zukunft außer von der eigenen Reformfähigkeit stark vom Engagement der internationalen Staatengemeinschaft und damit auch Deutschlands abhängen wird - und von dessen Zukunft wir weit mehr abhängen werden, als wir hierzulande bislang glaubten.
Von Uwe Kerkow
Jos/Nigeria (epo). - Ruhig liegt der compound des Hauptsitzes der Evangelischen Kirche Westafrikas (Evangelic Church of West Africa, ECWA) in der Morgensonne von Jos in Zentralnigeria. In der vorherigen Nacht hat es ausgiebig geregnet, und das lässt auf einen schönen Tag hoffen. Die Anlage ist für westafrikanische Verhältnisse weder besonders groß, noch sind die Gebäude darauf ausgelegt, die Besucher zu beeindrucken. Auch der Fuhrpark lässt nicht darauf schließen, dass von hier aus rund 2000 Gemeinden mit über zwei Millionen Gläubigen und die größte evangelische Mission Nigerias mit über 600 Missionaren betreut werden.
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Wer einmal in einem afrikanischen Land die Unmenge von Verkaufsständen mit Altkleidern, gebrauchtem Schuhwerk und wiederverwerteten Kurzwaren gesehen hat, fragt sich unwillkürlich, wo die Sachen alle herkommen. Auch die Frage, welche Auswirkungen ihr Verkauf in der "Dritten Welt" wohl auf die Wirtschaft in den Entwicklungsländern hat, drängt sich auf. Neuen Schwung in die Diskussion um das Sammeln von Altkleidern in Europa und den anschließenden Verkauf vor allem in Afrika hat die Studie "Gebrauchtkleider: Export, Sozialverträglichkeit und gesellschaftliche Akzeptanz" der Schweizerischen Akademie für Entwicklung (SAD) gebracht. Auf diese - von der schweizerischen Arbeitsgemeinschaft TEXAID in Auftrag gegebenen - Studie beruft sich neben TEXAID selbst auch der deutsche Fachverband Textil-Recycling.
Parakou (epo). - Es ist kurz vor acht Uhr abends und bereits dunkel in Parakou, der zweitgrößten Stadt Benins, 430 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Cotonou. Vor seiner Cafeteria Thomas Sankara verneigt sich Ibrahim Dieng Richtung Mekka und betet. Jeden Abend legt er dafür eine Matte auf den Sandboden, wäscht sich Hände und Füße auf traditionelle Weise und überlässt seine Gäste für eine Viertelstunde sich selbst. Aus der Cafeteria ertönt das Signal für das Nachrichtenmagazin "Journal". Ehe man es sich versieht, ist die Bude von Zuschauern umringt. Die Bilder zu den Angriffen der USA auf Afghanistan lösen gemurmelte Kommentare und manchmal Laute der Überraschung aus. Die meisten der Fernsehzuschauer konsumieren dabei nichts. Aber nach den Nachrichten verläuft sich die Menge wieder, sofern nicht gerade ein wichtiges Fußballspiel übertragen wird.
Porto Alegre (epo). - Über die sonnengegerbten Gesichtszüge des zierlichen Mestizen huscht ein trauriges Lächeln. "Wenn wir heute zum Gesundheitsposten gehen, wird erwartet, dass wir das Krankenbett und die Arzneien selbst mitbringen," sagt Roberto Collaguazo, ein Kleinbauer aus dem Andenhochland Ecuadors. So jedenfalls erlebe er die Folgen der neoliberalen Reformen in seinem Land. "Man sagt uns immer, der Dollar soll uns Ecuadorianer retten, dabei ist es genau umgekehrt."
Bonn. - Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat dieser Tage der Versuch stattgefunden, bei der dritten Vorbereitungskonferenz in New York für die UNO-Konferenz über die Finanzierung der Entwicklung (Finance for Development, FfD) ein gemeinsames Abschlußdokument unter den Teilnehmerstaaten abzustimmen. Die Konferenz wird in der mexikanischen Metropole Monterrey vom 18.-22. März 2002 stattfinden.