Um die Entwicklung ländlicher Räume zu fördern und Armut zu bekämpfen, erfreut sich in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) seit einigen Jahren ein Instrument zunehmender Beliebtheit: die Integration von Bäuerinnen und Bauern in koordinierte Wertschöpfungsketten (WSK). Bäuerinnen und Bauern sollen dadurch stabile Absatzwege gewinnen, ihre Produktion modernisieren, an die Bedürfnisse des Marktes anpassen und dadurch insgesamt ihr Einkommen steigern. Verarbeitende Betriebe und der Handel erhalten durch den Aufbau solcher WSK Planungssicherheit und können damit die Zufuhr von Rohstoffen und verarbeiteten Produkten langfristig sichern.
Allerdings weisen etliche wissenschaftliche Analysen und empirische Studien auch auf Probleme dieses marktbasierten Ansatzes hin: Bereits marginalisierte Bäuerinnen und Bauern bleiben aus den WSK meist ausgeschlossen, was eine ungleiche Entwicklung im ländlichen Raum verstärkt. Zudem drohen die WSK ungleiche Machtbeziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern der Kette zu etablieren: Während Unternehmen am Ende der Kette Produktion und Wertschöpfung kontrollieren, geraten Bäuerinnen und Bauern in neue Abhängigkeiten. Dies kann eine auf lokale Besonderheiten und Bedürfnisse angepasste Produktion erschweren.
Das Fachgespräch „Wertschöpfung für wen?“ möchte Raum dafür schaffen, über die Chancen und Risiken des WSK-Ansatzes sowie die Rolle der deutschen EZ bei der Förderung desselben zu diskutieren.
Geladene Expertinnen: