Berlin. – Der Stromsektor in den EU-Ländern müsste seine Treibhausgasemissionen eigentlich bis 2035 auf Null senken, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. So hat es die Internationale Energieagentur (IEA) berechnet. Aber nicht einer der zehn großen Energieversorger, die für die Transformation der europäischen Energieversorgung eine zentrale Rolle spielen, habe bislang einen klaren Plan für die Abkehr von fossilen Brennstoffen“ veröffentlicht, meldete am Mittwoch die Umweltorganisation urgewald. Untersucht wurden die Unternehmen A2A (Italien), Enel (Italien), ENGIE (Frankreich), EPH (Tschechien), Iberdrola (Spanien), Naturgy (Spanien), PGE (Polen), RWE (Deutschland), SSE (Schottland) und Statkraft (Norwegen).
🌎 Umwelt
Finanzrecherche deckt massives Greenwashing in europäischen ESG-Fonds auf
Berlin. – Die NGOs urgewald und Facing Finance haben durch eine umfangreiche Finanzrecherche massives Greenwashing in europäischen ESG-Fonds, den so genannten „Artikel 8 und 9 Fonds“, aufgedeckt. Von den über 14.000 analysierten ESG-Fonds, die in europäischen Ländern gehandelt werden, investierte weit mehr als ein Drittel (4.792 Fonds) über 123 Milliarden Euro in Unternehmen, die fossile Expansionsprojekte vorantreiben oder aber keinen glaubhaften und Paris-konformen Ausstiegsplan aus Kohle vorgelegt haben.
Greenpeace: Weltnaturkonferenz endet mit hoffnungsvollem Signal
Rom/Hamburg. – Nachdem die UN-Weltnaturkonferenz im vergangenen November in Cali an der Frage zur Finanzierung des Naturschutzes gescheitert war, gab es jetzt auf der 3-tägigen Fortsetzungs-COP in Rom ein gutes Ergebnis: Die Mitgliedstaaten haben einen Kompromiss für die zukünftige Finanzierung gefunden. So haben sich reichere Industrienationen und Länder des Globalen Südens auf eine Strategie geeinigt, die neue Finanzmittel bis 2030 mobilisieren soll und Länder ermahnt, schädliche Subventionen zu beenden und umzuwidmen. Auch wurde ein sogenanntes Monitoring Framework beschlossen, um die Maßnahmen zur Umsetzung des Weltnaturabkommens besser überprüfen zu können. Für Jannes Stoppel, Politikexperte von Greenpeace Deutschland, endet die Weltnaturkonferenz mit einem hoffnungsvollen Signal.
Ein gewaltiger Wissensschatz: PIK führt 85.000 Einzelstudien zur Klimapolitik zusammen
Potsdam. – Die Forschung zu Klimapolitik wächst exponentiell. Von rund 85.000 jemals veröffentlichten Einzelstudien, die Politik-Instrumente zum Bekämpfen der Erderhitzung beleuchten, ist ein gutes Viertel von 2020 oder neuer. Wie sich dieses gewaltige Wissen verteilt – nach Instrumenten, Ländern, Sektoren und Politik-Ebenen – und was „untererforscht“ ist, das zeigt nun mit Hilfe von Methoden maschinellen Lernens eine Studie unter Leitung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in der Fachzeitschrift npj Climate Action. Zur Orientierung von Wissenschaft und Politik gibt es dazu im Internet eine „lebendige systematische Landkarte“, die laufend an den Forschungsstand angepasst werden soll.
BUND zum 100-Tage-Programm der CDU: Klima retten, nicht vergiften
Berlin. – Zum Parteitag der CDU am 3. Februar und ihrem „100-Tage-Programm“, warnt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor einer Abkehr von Rechtsstaatlichkeit und fordert die CDU auf, sich ihrer Verantwortung als mögliche Regierungspartei bewusst zu werden. Insbesondere in den Bereichen Wirtschafts- und Industriepolitik müsse sie den Schutz von Mensch und Natur sowie die Achtung der Demokratie priorisieren. Bandt kritisiert zudem die Ankündigungen der CDU, den Klima- und Naturschutz anzugreifen und das Verbandsklagerecht einzuschränken.
Grüner Wasserstoff: Große Lücken zwischen Ambition und Umsetzung
Potsdam. – Über 60 Länder haben Strategien zur Förderung von Wasserstoff, vor allem im Industriesektor, entwickelt. Doch bis 2023 wurden weniger als zehn Prozent der angekündigten grünen Wasserstoffproduktionen realisiert, so eine Studie, die im Fachmagazin „Nature Energy“ veröffentlicht wurde. Der Grund: Wasserstoff bleibt teuer und stößt auf geringe Nachfrage. Adrian Odenweller und Falko Ueckerdt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) untersuchen diese Wettbewerbslücke in 1232 globalen Projekten und fordern eine realistische, politisch gestützte Strategie zur Schließung der Umsetzungslücke.
40 Jahre Bhopal: Indien entsorgt tonnenweise Giftmüll
Berlin (epo.de). – Indische Behörden haben kürzlich mit der Entsorgung von hunderten Tonnen giftigen Abfalls aus der Union Carbide-Fabrik in Bhopal begonnen, die 1984 Schauplatz einer der schlimmsten Industriekatastrophen der Geschichte war. Damals starben Tausende Menschen, nachdem ein tödliches Gas aus der Chemiefabrik austrat. Ein Gericht setzte im Dezember 2024 eine Frist von vier Wochen für die Entfernung des giftigen Materials, das seit Jahrzehnten das Grundwasser verseucht und die Gesundheit der umliegenden Bevölkerung bedroht.
Amazonas: Entwaldung sank 2023 um mehr als 30 Prozent
Grafik: DEVEX
Berlin. – Brasiliens Präsident Luis Ignacio da Silva („Lula„) hält sein Wort und sorgt für einen Rückgang der Entwaldung im Amazonasgebiet. Das zeigt obiges Schaubild. Während seiner ersten Amtszeit (2003-2010) ging die Zerstörung des Tropenwaldes stark zurück, und auch seit seinem erneuten Amtsantritt 2023 sinkt die Entwaldungsrate wieder. Im vergangenen Jahr betrug der Rückgang beachtliche 30,6 % – der stärkste Rückgang seit fast einem Jahrzehnt.
Nationale Biodiversitätsstrategie 2030: Ein Schritt für Natur, Klima und globale Verantwortung
Berlin. – Am 18. Dezember 2024 hat das Bundeskabinett die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt 2030 (NBS 2030) beschlossen. Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) eingebrachte Strategie ist eine Aktualisierung der seit 2007 bestehenden Vorgängerversion. Sie bündelt zentrale Handlungsfelder des Naturschutzes und dient der Umsetzung des globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal sowie der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030. Die NBS 2030 umfasst 64 Ziele in 21 Handlungsfeldern und wird durch einen ersten Aktionsplan mit 250 Maßnahmen bis 2027 konkretisiert.
Uganda: Modelstudie untersucht CO2-Bepreisung als ernstzunehmende Option
Berlin. – Klimaschutz durch CO2-Bepreisung – das wäre in Uganda vom Geld her keine große Sache. In dem Land mit rund 50 Millionen Menschen kommen gerade mal 26 Millionen US-Dollar jährlich zusammen, wenn man fossile Brennstoffe mit 40 Dollar je Tonne CO2 verteuert. Doch die winzig anmutende Belastung von 3 Dollar je Haushalt und Jahr senkt die Emissionen immerhin um 18 Prozent. Gleichzeitig verschlechtert sich, sofern man die Belastung nicht kompensiert, die Ernährungslage, die Leute essen zum Beispiel rund die Hälfte weniger Gemüse und Früchte. Und sie sammeln ein Zehntel mehr Feuerholz, was die ohnehin bedrohliche Abholzung beschleunigt und die Biodiversität bedroht. Dieses Szenario rechnet das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) jetzt in der Fachzeitschrift Environmental and Development Economics vor.