Berlin/Paris (epo). - Die staatlichen Medien in der Elfenbeinküste werden zunehmend zum Sprachrohr der Regierung und ihrer Verbündeten. Propaganda, Desinformation und Anstiftung zur Gewalt seien an der Tagesordnung; Rundfunk und Fernsehen dienten vor allem dazu, Ausschreitungen zu organisieren, heisst es in einer Auswertung der staatlichen Fernseh- und Radioprogramme durch Reporter ohne Grenzen während der vergangenen Tage.

So habe in den Sendungen der staatlichen Radioanstalten Radio C?te d'Ivoire (RCI) und RadioT?l?vision Ivoirienne (RTI) Propaganda den Journalismus abgelöst: Zwischen Heimat-Liedern könnten Hörer im Studio des RCI anrufen und Frankreich samt Präsident Jacques Chirac verwünschen. Der Moderator gratuliere anschließend zum gezeigten Patriotismus.

Zudem schürten Sendungen mit Hass-Aufrufen und dem Verbreiten von Halbwahrheiten die Gewalt weiter. Reporter ohne Grenzen forderte die staatlichen Medien der Elfenbeinküste am Donnerstag zu mehr Verantwortung auf. Sie seien zur wichtigsten Informationsquelle geworden, nachdem die Büros der großen Oppositionszeitungen 24 Heures, Le Patriote und Nouveau R?veil in der vergangenen Woche verwüstet wurden.

"In Krisen wie dieser müssen Journalisten besonders darauf achten, professionell zu arbeiten", so Reporter ohne Grenzen. "Die staatlichen Medien der Elfenbeinküste haben sich während der Unruhen in den vergangenen Tagen nicht an diese Grundsätze gehalten. Sie senden weiterhin einseitige Reportagen und rufen zu Ausschreitungen auf - obwohl die Regierung schon am Sonntag die Rückkehr zur Normalität gefordert hat." Wolle Präsident Laurent Gbagbo glaubwürdig sein, müsse er sicherstellen, dass die offiziellen Medien nicht mehr zur Mobilisierung regierungsnaher Miliztruppen missbraucht werden.

 Reporter ohne Grenzen


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