ai 150Rio de Janeiro. - Auch während der Weltmeisterschaft verfolgt Amnesty weiterhin die Situation und den Umgang der Polizei und der Militärpolizei mit Demonstranten. Die Menschenrechts-Beraterin Renata Neder von Amnesty Brasilien berichtete, dass die Repression und Kriminalisierung friedlicher Proteste seit Beginn der Weltmeisterschaft weitergehen. Einschüchterungen und willkürliche Festnahmen hätten sogar zugenommen.

Neder ist an der Kampagne "Gib Brasilien die gelbe Karte" beteiligt. Es wurden Unterschriften gesammelt und die brasilianische Regierung dazu aufgerufen das Versammlungsrecht und das Demonstrationsrecht zu achten. Vor der Weltmeisterschaft veröffentlichte Amnesty International dazu einen Bericht.

Ein Beispiel für die Vorfälle seit Beginn der WM ist die Polizeiaktion vom 1. Juli in Sao Paulo. Die Militärpolizei setze Tränengas, Pfefferspray und Gummigeschoße ein, um eine öffentliche Versammlung, die Polizeigewalt diskutierte und dagegen protestierte, zu verhindern. Die Versammelten wurden eingekesselt und eingeschüchtert, mehrere, darunter auch zwei Anwälte wurden willkürlich angegriffen und festgenommen.

Kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft wurden Neder zufolge einige der Polizei bekannten Organisatoren der Proteste für ein paar Tage festgenommen, um die Protestbewegung zu schwächen. "Das ist unakzeptabel, das Recht auf Versammlung und Menschenrechte müssen geschützt werden und zwar immer. Die Copa ist keine Entschuldigung", so Neder.

Seit dem Start der WM würden Proteste, wenn überhaupt, nur im Zusammenhang mit Gewalt von Demonstranten erwähnt werden, sagte Neder. 

Von friedlichen Protesten wird in den Medien nicht berichtet, aber für die Eröffnung, sowie die Achtel - , Viertel und Halbfinale waren und sind weitere Proteste geplant. Neben der Fußballbegeisterung der Menschen sind es nach Angaben von zwei Aktivistinnen vor allem die Machtdemonstrationen und Einschüchterungen der Militärpolizei, die dazu führen, dass die Proteste kleiner geworden sind. Die Polizeipräsenz ist sehr hoch. In kleinen Gruppen laufen Polizeieinheiten mit schussbereiten Waffen auch durch Wohnviertel. Das Wissen, dass die Armee im Hintergrund bereit steht, trägt mit zur Einschüchterung bei.

Neder ist auch an der Kampagne gegen Zwangsräumungen beteiligt und berichtete, dass Amnesty eine Studie zu den negativen Folgen von Großereignissen plant. Da Rio sowohl von der WM als auch von den Olympischen Spielen betroffen ist, werden dort drei Gebiete untersucht. Laut Amnesty Brasilien mangelt es an Informationen über die Projekte, die zu Räumungen führen. Es gebe selten eine Angabe von Gründen und einen angemessenen Zeitrahmen. Räumungen fanden auch zwischen Weihnachten und Neujahr, sowie nachts statt. Und die Umsiedlungsorte seien oft weit vom früheren Wohnort entfernt.

Auf die Frage, wie sich das Ende der Weltmeisterschaft auf die Situation auswirken wird, sagte Neder, sowohl eine Verbesserung als auch eine Verschlechterung sei möglich. Es sei wichtig Brasilien weiterhin zu beobachten.

Am Donnerstag (10. Juli) um 18 Uhr findet zu dem Thema eine von Discover Football organisierte Podiumsdiskussion im Parque das Ruinas in Santa Teresa, Rio de Janeiro statt. 

goelnitz lea in rio 114epo.de Mitarbeiterin Lea Gölnitz ist derzeit in Brasilien.
Sie bloggt für Discover Football und für epo.de aus Rio de Janeiro.


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