Friedrichsdorf. - Das internationale Kinderhilfswerk World Vision hat am Freitag in Friedrichsdorf ein stärkeres Engagement von Deutschland in der Syrien- und Irakkrise gefordert. Der baldige Wintereinbruch wird die Situation für viele der 13,6 Millionen Betroffenen verschärfen, die in der Region bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Die Nothilfe muss deshalb dringend aufgestockt und eine friedliche Lösung des Konflikts erarbeitet werden. Viele der Betroffenen, mehr als die Hälfte davon Kinder, haben zwar Schutz vor den Kämpfen gefunden, stehen aber immer noch großen Problemen gegenüber.
Der Winter mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt beginnt. Flächendeckend werden wärmende Decken, Unterkünfte und Heizgeräte benötigt. Auch medizinische Hilfe ist erforderlich. Allein im Irak sind derzeit 5,1 Millionen Menschen auf humanitäre Maßnahmen angewiesen. 1,9 Millionen wurden aus ihrem Zuhause vertrieben. Viele konnten im Sommer nur das Notwendigste mitnehmen und leben jetzt unter Planen. Besonders groß ist die Not im nordirakischen Dohuk, wo im Moment mehr als 450.000 Flüchtlinge auf Unterstützung warten.
"Weder die Krisenstaaten selbst noch die Nachbarstaaten sind in der Lage, all diese Menschen ausreichend zu versorgen", sagte Steffen Horstmeier, Syrien-Nothilfekoordinator bei World Vision in Jordanien. "Sie sind auf Hilfe von außen angewiesen. Deutschland als eines der wohlhabendsten Länder der Welt muss mehr tun, um Menschenleben zu schützen und die Krise zur entschärfen."
Eine deutliche Aufstockung der Hilfsgelder sei erforderlich – durch die Bundesregierung und durch die internationale Staatengemeinschaft. Auch solle sich Deutschland entschiedener für eine Lösung des Konflikts engagieren. "Die Bundesregierung muss endlich als Vermittlerin tätig werden", sagte Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision in Berlin. "Deutschland wird in der Region von allen Konfliktpartnern anerkannt. Schon seit längerem gibt es dort Forderungen in diese Richtung." World Vision begrüßt die Bemühungen des UN-Sonderbeauftragten de Mistura für lokale Waffenstillstände, die zu einem Baustein eines neuen Friedensprozesses werden sollen. "Wir hoffen, dass darüber auch die Versorgung in Syrien verbessert werden kann und humanitäre Hilfe die 7,2 Millionen Vertriebenen dort erreichen kann", so Forberg.
World Vision leistet sowohl in der Syrien- als auch in der Irakkrise Flüchtlingshilfe. Die weltweite World Vision-Partnerschaft hat seit 2011 in Syrien, Jordanien, Libanon und Irak insgesamt über 1,3 Millionen Personen unterstützt.
Im Irak wurden in den letzten Wochen winterfeste Kleidung, wärmende Decken, Teppiche und Schutzplanen an über 2.000 Familien verteilt. Zudem wird in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen die sanitäre Situation der Schutzsuchenden verbessert.
Im Libanon erhalten syrische Flüchtlinge aufladbare Kreditkarten, so genannte E-Cards, mit denen sie selber Lebensmittel einkaufen können. Zusammen mit UNICEF setzt sich World Vision dafür ein, dass syrische Flüchtlingskinder weiterhin Zugang zu Bildung haben. Außerdem versorgt die Organisation die Flüchtlinge mit Trinkwasser und sanitären Anlagen.
Quelle: worldvision.de