Berlin. - Um die Erderwärmung auf noch als verträglich geltende zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssten in den nächsten 40 Jahren weltweit 80 Prozent der gegenwärtig technisch und wirtschaftlich förderbaren Kohlevorkommen, 50 Prozent der Gasreserven und 30 Prozent des förderbaren Erdöls im Boden bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht worden ist. Nur ein Drittel der fossilen Energieträger dürfte gefördert werden.
Um verheerende Klima-Katastrophen rund um den Globus zu vermeiden, so hatten Forscher bereits früher errechnet, dürften bis zum Jahr 2050 höchstens noch 1.100 Gigatonnen Kohlendioxid ausgestoßen werden. Nur so könnte das Zwei-Grad-Ziel gehalten werden. Doch selbst bei diesem Szenario wären kleine Inselstaaten wie die Malediven dem Untergang geweiht.
Der Studie von Paul Ekins und Christophe McGlade zufolge haben alle bekannten fossilen Reserven weltweit das Potenzial für 11.000 Gigatonnen CO2-Emissionen. Um den Klimawandel aufzuhalten, dürften die meisten fossilen Energieträger schon jetzt nicht mehr genutzt werden. So gäbe es zumindest eine 50-prozentige Chance, die Erderwärmung auf zwei Grad über dem vorindustriellen Wert zu begrenzen.
Welche Regionen besonders auf den Abbau fossiler Brennstoffe verzichten müssten, berechneten die Forscher mit Computermodellen auf der Basis von Daten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), der Internationalen Energieagentur und des Global Energy Assessment. Sie berücksichtigten dabei unter anderem die jeweiligen regionalen Förderkosten und die künftige technologischen Entwicklung.
Das Ergebnis zeigt, in welchen Weltregionen Ressourcen kostengünstig abgebaut werden können: Im Nahen Osten müssten rund 260 Milliarden Barrel Öl im Boden verbleiben - rund die Hälfte der förderbaren Ölreserven. Die USA und Australien müssten auf den Abbau von 90 Prozent ihrer Kohlevorräte verzichten . Auf die Ausbeutung bedeutender Gasreserven müssten China, Indien, Afrika und der Mittlere Osten verzichten. In der Arktis dürften fossiler Energieträger gar nicht erschlossen werden.
Die Potsdamer Klimawissenschaftler Michael Jakob und Jérôme Hilaire schrieben in einem Kommentar in Nature, ärmere Länder müssten für den Verzicht auf den Abbau fossiler Energien entschädigt werden.
=> Nature Letter: The geographical distribution of fossil fuels unused when limiting global warming to 2 °C