Wien. - Die Meldung von vergangener Woche, Sierra Leone sei endlich Ebola-frei, hat sich als voreilig erwiesen: Am 30. August wurde ein neuerlicher Infektionsfall bekanntgegeben. Salesianerbruder Lothar Wagner, Direktor des Kinderschutzzentrums Don Bosco Fambul in Freetown, berichtete seiner Partnerorganisation Jugend Eine Welt Österreich: "Es handelt sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein "Überschwappen" des Virus aus der Nachbarregion Forecariah in Guinea auf den Distrikt Kambia in Sierra Leone. Es fehlt dort an effektiver länderübergreifender Zusammenarbeit sowie Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit, die unbedingt notwendig wären, da reger Handel zwischen den beiden Ländern betrieben wird. Weiterhin ist erhöhte Aufmerksamkeit und konsequentes Handeln aller Beteiligten geboten - die Anstrengungen, die Krankheit zu besiegen, dürfen nicht nachlassen!"
Nicht mit Kritik spart Lothar Wagner gegenüber UN-Organisationen und "Ebola Profiteuren". Es seien Unsummen an Fördergeldern geflossen, die unmittelbar Betroffenen würden diese Hilfen jedoch kaum erreichen. "Große Gewinner dieser Pandemie sind Autohersteller, Regierungsbeamte, Hoteliers und aus der ganzen Welt eingeflogene so genannte 'Protection Officers' mit horrenden Gehältern", sagt der engagierte Salesianerbruder, der sich gemeinsam mit seinem Don Bosco Team um traumatisierte Ebola-Waisenkinder, Straßenkinder und jugendliche Gefangene kümmert.
Hilfe sei jedoch nach wie vor überaus nötig. So würden Hunderte von Ebola-Überlebenden als Folge ihrer Erkrankung an Haarausfall, Schmerzen in der Brust, extremer Müdigkeit und Sehstörungen leiden - sogar Erblindungen kämen vor. Zahlreiche Familien seien durch die Ebola-Krise verarmt und könnten sich das Schulgeld für ihre Kinder nicht mehr leisten. Angekündigte Hilfsgelder seien bei den Schülern jedoch nie angekommen. Und auch die Ankündigung von Unicef, 1,9 Millionen gefüllte Schulrucksäcke mit Lernmaterialien an alle Schüler zu verteilen, war laut Bruder Lothar vor allem eine PR-Aktion: "Das waren am Ende Plastiktüten mit einem dicken Unicef-Logo und ein paar Schreibheften drin. Diese Hilfsmaßnahme war für mich symptomatisch für viele andere Aktivitäten: Es geht nicht um nachhaltige Entwicklungshilfe, sondern um große Zahlen und PR!"
Am 31. Januar macht Jugend Eine Welt auf die Situation von Straßenkindern weltweit aufmerksam und bittet um Spenden für Don Bosco Hilfsprojekte. 2016 wird Sierra Leone im Fokus der österreichweiten Aktionen stehen. Veranstaltungen mit Br. Lothar Wagner sind in mehreren Bundesländern geplant.