unfccc 80Berlin. - Die letzte Verhandlungsrunde vor dem Klimagipfel im Dezember in Paris hat es versäumt, die Weichen für die Klimakonferenz auf Erfolgskurs zu stellen. Nach Meinung von Brot für die Welt bietet der in Bonn erarbeitete Entwurf des Verhandlungstextes für die Konferenz im Dezember wenig Hoffnung, dass das erste globale Klimaabkommen die Interessen der armen Länder angemessen genug berücksichtigt, um ihnen Entwicklungsperspektiven trotz begonnenem Klimawandel zu bieten. Germanwatch forderte ein "eindeutiges Signal" zur Dekarbonisierung. Die Vorkonferenz endete am Freitag. 

"Besonders Vertreter der ärmsten Länder und der  kleinen Inselstaaten sind tief geschockt und frustriert über den Verhandlungsprozess in Bonn. Er hat Anlass zur Befürchtung gegeben, dass die großen Staaten im Finale des Klimagipfels in Paris ihre Themen und Interessen durchsetzen und die Anliegen der kleinen und schwachen Staaten dabei völlig übergehen", sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel von Brot für die Welt.

"Die Unterstützung der Ärmsten bei der Anpassung an nicht mehr rückgängig zu machende Klimaveränderungen und bei der Bewältigung der permanenten Verluste ist eine Voraussetzung dafür, dass nicht noch weitere Millionen Menschen Regionen verlassen müssen, die unbewohnbar und unfruchtbar geworden sind." Wer heute laut über die Dringlichkeit von Fluchtursachenbekämpfung rede, könne nicht zugleich die Ärmsten mit dem Desaster alleine lassen. Darum müsse es sich die  Europäische Union zu eigen machen, die Anerkennung der Interessen der ärmsten und verletzlichsten Staaten in Paris durchzusetzen.

Doch bisher hat sich die EU dieser Aufgabe noch nicht angenommen. Besonders enttäuschend verhielt sie sich bei dem Thema, wie zukünftig der Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten geregelt wird. Sabine Minninger, Referentin für Klimapolitik, stellte fest: "Durch das passive Verhalten der EU wurde die wichtige Chance vertan, den ärmsten und verletzlichsten Staaten ein Signal der Solidarität zu geben. Gerade für diese Staaten ist es ein zentrales Anliegen, dass der Umgang mit Klimaschäden auch im Pariser Klimaabkommen verankert wird." Zu den verletzlichsten Staaten gehören die Inselstaaten, die durch den Anstieg der Meeresspiegel in ihrer Existenz bedroht sind und die Gruppe der ärmsten Länder der Erde (LDC) wie Tschad oder Bangladesch, in denen sich Hunger und Armut durch den Klimawandel massiv verschärfen.

Wie der Umgang mit Klimaschäden politisch gestaltet werden kann und welche Aspekte besondere Berücksichtigung finden müssen, zeigt die gemeinsame Studie von Brot für die Welt, des kirchlichen Netzwerks ACT Alliance und Germanwatch mit dem Titel "Klimabedingte Schäden und Verluste - Die politische Herausforderung annehmen und gerecht lösen", die am 3. November veröffentlicht wird.

Germanwatch erklärte, für die Schlüsselfragen des Pariser Abkommens, das im Dezember verabschiedet werden soll, lägen nun sowohl ambitionierte als auch schwache Lösungen auf dem Tisch. "Es ist Zeit, Farbe zu bekennen. In den kommenden Wochen müssen die Regierungschefs zeigen, ob sie den großen Worten der vergangenen Monate nun auch eindeutige Formulierungen im Pariser Vertrag folgen lassen", sagte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. "Die Klimawissenschaft ist eindeutig. Der Umstieg von Kohle, Öl und Gas auf Erneuerbare Energien muss bis Mitte des Jahrhunderts gelingen. Im Klimaabkommen muss mit einer klaren Formulierung ein eindeutiges Signal zur Dekarbonisierung an Investoren, Unternehmen und Regierungen gesendet werden."

Die Klimaziele, die die einzelnen Staaten bislang bei den Vereinten Nationen eingereicht haben, genügen aus der Sicht von Germanwatch nicht, um den Klimawandel auf unter 2°C oder sogar 1,5°C zu begrenzen. Daher hält Germanwatch regelmäßige Nachbesserungsrunden und stärkere internationale Zusammenarbeit für dringend erforderlich. "Die erste Nachbesserungsrunde muss es bereits vor 2020 geben. Die notwendige Dynamik entsteht nur, wenn alle fünf Jahre die Klimaziele der Staaten nachgebessert werden", so Bals. "Viele Entwicklungs- und Schwellenländer sind grundsätzlich bereit, ambitionierte Pläne für den Umstieg auf Erneuerbare Energien und Anpassungsstrategien zu entwickeln. Die reichen Länder müssen dies in Paris aber mit den notwendigen Finanzzusagen, die regelmäßig überprüft und angepasst werden, unterstützen."

Quellen: brot-fuer-die-welt.de | www.germanwatch.org 


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