suedwind 100Bonn. - Die Produktion von Palmöl ist nicht nur mit erheblichen ökologischen, sondern auch mit vielen sozialen Problemen verbunden. Die am Dienstag veröffentlichte Studie "Palmöl – der perfekte Rohstoff? Eine Industrie mit verheerenden Folgen" beleuchtet diese Probleme. Sie stellt auch klar, dass es bei den Zertifizierungsverfahren von nachhaltigem Palmöl noch immer erhebliche Defizite gibt.

Menschenrechtsverletzungen, Brandrodungen von Urwäldern, Landnahmen und Zwangsräumungen – immer wieder kommt es in Zusammenhang mit dem Anbau von Palmöl zu Rechtsverstößen, so SÜDWIND. Palmöl ist das wichtigste Pflanzenöl, jedes zweite Produkt, das wir heute im Supermarkt kaufen können, enthält Palmöl. Knapp 90 Prozent des global verfügbaren Palmöls werden in nur zwei Ländern angebaut, in Indonesien und Malaysia. Die potentiellen Anbaugebiete von Palmöl liegen in höchst sensiblen ökologischen Regionen, wo große Monokulturen intakte Waldgebiete verdrängen.

"Die ökologischen Folgen sind verheerend und eigentlich lange bekannt", resümiert Irene Knoke vom SÜDWIND Institut, Mitautorin der Studie. "Doch zu den immensen ökologischen Problemen kommen soziale Missstände, wie illegale Landnahmen oder die prekäre soziale Situation, in der sich viele Beschäftigte im Palmölanbau befinden. Teilweise gibt es massive Menschenrechtsverletzungen, z.B. auch in dem vergleichsweise wohlhabenden Malaysia, wo in einigen Regionen MigrantInnen unter sklavenartigen Bedingungen leben müssen."

Seit 2015 muss in Nahrungsmitteln ausgewiesen werden, welches die Ursprungspflanze eines pflanzlichen Öles ist. Zahlreiche Unternehmen haben daher ein Interesse daran, auf nachhaltiges Palmöl umzustellen. Doch wie verlässlich sind solche Initiativen für zertifiziertes Palmöl?

Die Studie zeigt auf, dass soziale und ökologische Standards oft nicht ausreichend eingehalten werden. In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl von Verstößen gegen die geforderten Kriterien bekannt. Dabei kommt es auch immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen, vor allem der Missachtung von Landrechten lokaler Bevölkerungsgruppen, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, Räumungen oder Inhaftierungen. "Insofern birgt die Zertifizierung auch ein Risiko, denn wirklich nachhaltig, wie durch die Zertifizierung suggeriert, ist die Produktion in vielen Fällen nicht", erklärt Irene Knoke.

Zudem sollten die Kriterien verstärkt auch im weiteren Verlauf der Wertschöpfungskette, vor allem in den Mühlen auf den Plantagen, Anwendung finden. "Die Verschärfung der Kriterien, aber vor allem auch eine lückenlose Umsetzung sind notwendig, weil angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung mit sich verändernden Konsummustern das äußerst flächeneffiziente Palmöl kaum noch wegzudenken ist", so Knoke.

Die von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen geförderte Studie kann über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bestellt werden und steht ab sofort zum Download bereit.

Quelle: www.suedwind-institut.de 


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