klimagipfel paris cop21 300Paris. - Die Hilfsorganisation CARE und die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch haben den ersten Tag der UN-Klimverhandlungen in Paris als positiv gewertet. Von einigen der vielen anwesenden Staats- und Regierungschefs kam das deutliche Signal, dass eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius nicht genug ist.

"Die Forschung zeigt, dass viele Risiken des Klimawandels deutlich zunehmen, wenn die globale Erwärmung mehr als 1,5 Grad übersteigt", mahnte Sven Harmeling, klimapolitischer Koordinator und Leiter der CARE-Delegation in Paris. "Über 100 besonders vom Klimawandel bedrohte Entwicklungsländer setzen sich für das 1,5 Grad-Temperaturziel im Paris-Abkommen ein, da es um das Überleben ihrer Bevölkerungen geht. Heute war es ermutigend zu sehen, dass Vertreter reicherer Länder wie etwa Frankreichs Präsident François Hollande, aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel anerkannt haben, dass eine Erwärmung von zwei Grad für zahlreiche Länder zu viel sein würde."

CARE fordert deshalb gemeinsam mit vielen Entwicklungsländern die Verankerung der 1,5-Grad-Grenze im Abkommen von Paris und damit auch die notwendigen Mechanismen, um dieses Ziel zu erreichen.

Germanwatch begrüßte vor allem das klare Eintreten der Kanzlerin für ein Dekarbonisierungsziel im Abkommen, die Möglichkeit einer Verschärfung des Zwei-Grad-Limits und die Forderung einer ersten Nachbesserungsrunde der Klimaziele schon vor 2020.

"Anders als die EU setzt die Kanzlerin sich weiter für ein deutliches Dekarbonisierungsziel im Paris-Abkommen ein", sagte Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch. "Erstmals hat sie deutlich gemacht, dass das Zwei-Grad-Limit wegen der Überlebensinteressen der kleinen Inselstaaten sogar noch verschärft werden könnte. Zudem setzt Angela Merkel sich für eine erste Nachbesserungsrunde der noch unzureichenden Länderziele von Paris schon vor 2020 ein. Sie setzt damit auch die EU unter Druck, die bisher verhindern will, dass dann die Ziele für die Periode von 2020 bis 2030 noch einmal nachgebessert werden."

Merkel konkretisierte überdies ihre bisher vage Ankündigung, dass Deutschland seine öffentliche Klimafinanzierung bis 2020 verdoppeln wird. Damit setze Deutschland die anderen Industrie- und Schwellenländer unter Druck, hier in Paris nachzuziehen. Neu ist die Ankündigung, die Forschungsförderung für saubere Technologien wie Erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu verdoppeln.

Klaus Milke wies auf die Konsequenzen der Rede für die deutsche Debatte hin: "Die Bundeskanzlerin hat das Ziel der Bundesregierung betont, dass Deutschland seine Emissionen gegenüber 1990 bis 2020 um 40% reduzieren will. Damit baut sie großen Handlungsdruck für Deutschland auf - vor allem bei Kohle und Energieeffizienz. Kombiniert mit dem von ihr bekräftigten Ziel, die Emissionen bis 2050 um 80 bis 95% zu reduzieren, ist nun in den nächsten Monaten eine Ankündigung nötig, dass Deutschland bis etwa 2035 aus der Kohle aussteigt. Alles andere würde zu einem Glaubwürdigkeitsproblem führen. Besser wäre es natürlich gewesen, wenn die Kanzlerin bereits hier in Paris ein Datum für den vollständigen Kohleausstieg Deutschlands genannt hätte."

Der französische Präsident hatte als Präsident des Klimagipfels gesagt das Abkommen müsse auf Kooperation - nicht auf Wettbewerb - setzen. Er hob die wichtige Rolle der Begrenzung des Klimawandels für den Frieden hervor: "Klimawandel bringt Konflikte, so wie Wolken regen bringen." Der chinesische Präsident Xi Jinping verstärkte den kooperativen Ansatz durch einen Aufruf, die vielfältigen Chancen ambitionierter Klimapolitik für alle ins Zentrum zu stellen.

CARE begrüßte die Äußerungen von US-Präsident Barack Obama: "Obama hat deutlich gemacht, dass die USA sich über die Auswirkungen des Klimawandels auf die ärmsten Länder der Welt bewusst sind. Die USA erkannten ebenso an, dass sie eine Verantwortung haben, etwas dagegen zu tun", so Sven Harmeling aus Paris. "Dies begrüßen wir, aber jetzt müssen die USA für eine Paris-Vereinbarung Zugeständnisse liefern, die eine ausreichende Finanzierung zum Schutz der ärmsten und am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen bereitstellt." Russlands Präsident Putin machte deutlich, dass Russland sich einer Einigung in Paris nicht in den Weg stellen wolle.

Die noch laufenden Reden der Regierungschefs sind für die Verhandlungen relevant, da die Unterhändler der Staaten nicht hinter die gemachten Ankündigungen zurückfallen können.

Quellen: care.de  / germanwatch.org


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