Fl?chtlinge im SudanGöttingen (epo). - Mehr als 3,5 Millionen Menschen - fast ausschließlich Schwarzafrikaner christlichen und muslimischen Glaubens oder Anhänger eigener Religionen - sind im Sudan in den vergangenen fünf Jahrzehnten Völkermord, Bürgerkrieg, Vertreibung und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen zum Opfer gefallen. Diese Schreckensbilanz zieht die Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV) anlässlich des 50. Jahrestages der Ausrufung der Unabhängigkeit des Sudan am 1. Januar 1956.

Mit Duldung der britischen Sudan-Administration hatten schon im Jahr vor der Unabhängigkeitserklärung nordsudanesische Militäreinheiten demonstrierende südsudanesische Arbeiter massakriert. "Zwei Generationen der Dinka, Nuer, Schilluk, Bari, Zande und anderer Völker im Südsudan haben Frieden so gut wie niemals kennen gelernt", so die GfbV. Durch Völkermord seien dort seit der Unabhängigkeit rund 2,5 Millionen Menschen ums Leben gekommen. Auch die Nuba-Völker in der an den Südsudan angrenzenden Nuba-Region Kordofan wurden 1987 bis 2003 Opfer von Genozid. Diese Vernichtung von etwa 500 000 Menschen wurde von UN-Sonderberichterstatter Gaspar Biro dokumentiert.

"Bis heute begeht die islamistisch-arabische Militärregierung Völkermord, dieses Mal im Westsudan in der Region Darfur", so die GfbV. Dort seien seit 2001 bis zu 400.000 muslimische Schwarzafrikaner den Verbrechen gegen die Menschlichkeit, begangen von arabischen Milizen und den Truppen des Militärregimes, zum Opfer gefallen. In Darfur und an der Ostküste des Sudan im Land der Beja gehe das Morden von Tag zu Tag weiter.

Der Sudan ist nach Auffassung der GfbV ein Paradebeispiel für die fehlgeleitete staatliche Entwicklung in vielen Teilen Schwarzafrikas. Die britische Kolonialmacht habe den Sudan willkürlich aus schwarzafrikanischen und arabischsprachigen Teilen zusammen gefügt, ohne das Mitspracherecht der schwarzafrikanischen Mehrheit zu berücksichtigen. Westliche Demokratien wie kommunistische Diktaturen unterstützten jahrzehntelang die wechselnden arabisch-islamischen parlamentarischen oder von Militärs geführten Zentralregierungen in Khartum, lieferten Waffen und stellten Militärberater.

"So haben die internationale Staatengemeinschaft und die Vereinten Nationen kontinuierlich dabei versagt, diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit Einhalt zu gebieten und der Bevölkerung dauerhaften Frieden zu bringen", sagte der Präsident der GfbV International, Tilman Zülch. Der einzige Erfolg sei bisher das im Januar 2005 von den USA durchgesetzte Friedensabkommen für den Südsudan. Es habe wenigstens den seit 1955 mit Unterbrechungen andauernden Genozid gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung in diesem Landesteil beendet.

Doch stehe auch dieser Friedensprozess in Frage, so lange die internationale Gemeinschaft den fortdauernden Genozid in Darfur toleriert, erklärte die GfbV. Nur ein föderativ organisierter und demokratisch regierter Sudan mit regionaler Selbstverwaltung der schwarzafrikanischen und arabisierten Bevölkerung werde den sudanesischen Staatsverband erhalten können.

 Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)


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