Bonn. - Anlässlich des UN-Weltfriedenstags (21. September) hat das Konsortium Ziviler Friedensdienst (ZFD) an die Voraussetzungen für erfolgreiche Friedensarbeit erinnert. Auch die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision fordert mehr Anstrengungen in Bezug auf eine ‚vorausschauende Friedenspolitik‘ und macht darauf aufmerksam, dass „Fluchtursachen bekämpfen“ auch bedeutet, Frieden in den Heimatländern der Geflüchteten zu fördern.

"Dies bedeutet jedoch nicht, wie die EU-Kommission dies vorschlägt, Entwicklungshilfegelder für Sicherheitsmaßnahmen zu missbrauchen", so Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei World Vision Deutschland. "Es ist zutiefst zynisch, wenn sich die Kommission in Bezug auf diese Absichten auf das Nachhaltigkeitsziel 16 (SDG) bezieht, in dem das Bestreben nach mehr Gerechtigkeit und Frieden empfohlen wird. Sicherlich sind damit nicht mehr Militärhilfen gemeint."

In einem Empfehlungsschreiben befürwortet die EU-Kommission, Gelder aus dem EU-Entwicklungshilfetopf "Instrument für Stabilität und Frieden" zum Training und zur Ausrüstung von Militär in gefährdeten Ländern einzusetzen und betont, Sicherheit sei ein wichtiges Fundament für Entwicklung. Forberg erläutert diesbezüglich: "Im Gegensatz kann man auch sagen, Entwicklung ist ein wichtiges Fundament für Sicherheit. Ohne Waffen gäbe es keine Kriege, weniger Tote und weniger Leid."

"Vorausschauende Friedenspolitik" bedeutet, Instrumentarien zu entwickeln, die Konflikte in einem sehr frühen Stadium identifizieren, um rechtzeitig vermittelnd tätig werden zu können. "In Krisenländern sollten die nationalen Regierungen ein Frühwarnsystem aufbauen, welches auf Regierungsebene angesiedelt ist. Die Europäische Union und Deutschland sollten zivile Experten vorhalten, die die jeweiligen Autoritäten in guter Regierungsführung beraten", so Forberg. Regierungen müssten frühzeitig in die Pflicht genommen werden und ihren Auftrag erfüllen, damit der jeweilige Reichtum der Länder der ganzen Bevölkerung zugute komme. Friedensdiplomatie müsse zur europäischen Daueraufgabe werden.

Erfahrungen aus dem ZFD zeigen, dass Frieden vor Ort entsteht. Dazu braucht es eine starke Zivilgesellschaft, die politisch und mit Fachwissen in ziviler Konfliktbearbeitung gestärkt werden muss.  Für nachhaltigen Frieden sind langfristige Engagements und Planungssicherheit vonnöten. Krisenreaktionen und Sonderinitiativen greifen meist zu kurz.

"Frieden wird vor Ort gemacht", erläuterte Jürgen Deile, Sprecher des Konsortiums ZFD. "Die Zivilgesellschaft spielt dabei eine besondere Rolle. In fragilen und von Konflikten betroffenen Regionen sind es die Menschen an der Basis, die Frieden erwirken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.  Unsere Aufgabe ist es, diesen Menschen an der Seite zu stehen und ihre Organisationen zu stärken."

In Burundi geben Fachkräfte des ZFD beispielsweise Wissen und Methoden der zivilen Konfliktbearbeitung an die Partnerorganisation MI-PAREC weiter. MI-PAREC begleitet rund 300 lokale Friedenskomitees. Ziel ist es, Opfer und Täter aus dem Bürgerkrieg zu versöhnen.

Vor den Friedenskomitees werden Konflikte friedlich verhandelt, beispielsweise Auseinandersetzungen um Landrechte.
"Frieden entsteht nicht von heute auf morgen“, sagt Deile. „Daher greifen Krisenreaktionen meist zu kurz. Es sind langfristige und konstruktive Beziehungen zwischen allen Beteiligten vonnöten, um den Grundstein für anhaltenden Frieden zu legen: Verständnis, Vertrauen, Versöhnung." In Kambodscha unterstützen Fachkräfte des ZFD zum Beispiel die Aufarbeitung der Khmer-Rouge-Diktatur.

"Wir öffnen Dialogräume für Zeitzeugen und Jugendliche, damit die Mauer des Schweigens bricht. So wird Versöhnung möglich, und Jugendliche setzen sich dafür ein, dass sich die schreckliche Geschichte nicht wiederholt", erklärte Anna Christophersen, ZFD-Fachkraft in Kambodscha. Aus langfristiger Zusammenarbeit resultieren auch die vertrauensvollen Kooperationen mit den Partnerorganisationen vor Ort. „Mit MI-PAREC arbeitet der ZFD beispielsweise schon mehr als zehn Jahre zusammen.

Auch ZFD-Fachkräfte sind immer mehrere Jahre in ihren Partnerorganisationen tätig", erklärte Deile. "Vertrauen und Planungssicherheit sind wichtige Voraussetzungen für die Friedensarbeit. Unsere Partner brauchen Perspektiven. Daher ist es wichtig, dass wir mit einem verlässlichen Budget arbeiten können. Sonderinitiativen sorgen zwar kurzfristig für Mittel, erschweren aber langfristige Planungen. Sie können von einem Jahr auf das andere vollständig verschwinden."

Der Weltfriedenstag wurde 1981 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Er soll ein Tag des Waffenstillstands und der Gewaltlosigkeit sein. Zeit zum Innehalten ist nötig: Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) zählte im Jahr 2015 mehr als 400 politische Konflikte. 223 davon wurden mit Waffengewalt ausgetragen. "Wir müssen zivilen und gewaltfreien Methoden der Konfliktbearbeitung weltweit mehr Geltung verschaffen, wenn wir dauerhaften Frieden erreichen wollen", sagte Deile.  "Der Zivile Friedensdienst ist ein Erfolgsmodell in diesem Bereich. Er ist das einzige explizit friedenspolitische Programm der Bundesregierung und braucht mehr politische und finanzielle Unterstützung."

Quellen: ziviler-friedensdienst.orgworldvision.de/


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