itbBerlin. - Anlässlich der weltgrößten Tourismusmesse ITB (8. bis 12. März in Berlin) hat Brot für die Welt in einer gemeinsamen Deklaration mit Partnerorganisationen aus aller Welt eine grundlegende Trendwende gefordert. Dazu gehören eine verbindliche Orientierung des Tourismus an allen Zielen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und an internationalen Menschenrechtsstandards sowie eine stärkere Beteiligung der Menschen vor Ort.

"Wir brauchen einen Perspektivwechsel im Tourismus", sagte Antje Monshausen, Tourismus-Expertin von Brot für die Welt. "Der Tourismus orientiert sich momentan vor allem an den Interessen der Reisewirtschaft. Neben dem Wohlbefinden der Urlauber müssen die Bedürfnisse der Menschen in den Zielgebieten stärker beachtet werden. Für unsere Partnerorganisationen ist der Tourismus oft Entwicklungshoffnung und Armutsrisiko zugleich."

Die Vereinten Nationen haben 2017 zum "Internationalen Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung" ausgerufen. Tourismuswirtschaft und Entwicklungspolitik scheinen sich einig zu sein, dass mehr Tourismus automatisch zu nachhaltiger Entwicklung beiträgt. Dabei berufen sie sich auf eine Branchenstudie, nach der deutsche Reisende pro Jahr mehr als 13 Milliarden Euro in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgeben. Dieselbe Studie weise aber auch nach, dass es keinen signifikanten statistischen Zusammenhang zwischen steigendem Tourismus und sinkender Armutsquote gebe, während sich die Einkommensungleichheit bei zunehmendem Tourismus langfristig sogar verstärke, so Brot für die Welt.

"Deswegen muss es darum gehen, Initiativen für nachhaltige Entwicklung zu fördern und nicht Tourismus per se. Der Fokus auf Wachstum kann für die Menschen vor Ort sogar gefährlich werden, denn nicht regulierter Tourismus neigt zum Verelendungswachstum. Die sozialen und ökologischen Kosten können höher sein als die wirtschaftlichen Impulse", sagte Monshausen. Wenn Fischer oder Bäuerinnen für den Bau eines Hotels von ihrem Land vertrieben werden und ihre Lebensgrundlage verlieren, nütze es ihnen nicht, wenn das Hotel später nachhaltig betrieben werde.

Brot für die Welt fordert deshalb, kritische Stimmen der Lokalbevölkerung und der Zivilgesellschaft bei Entscheidungen zu berücksichtigen. "Nicht nur auf der weltgrößten Tourismusmesse bleiben Tourismuswirtschaft und Politik aber weitgehend unter sich. Auch in den Reiseländern und Urlaubsorten werden die Menschen vor vollendete Tatsachen gestellt und haben wenig Mitsprache", so Monshausen.

Die 28 Initiatoren der Deklaration "Transforming Tourism", darunter etwa die Hälfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern wie Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Gambia, Indien, den Philippinen, Sri Lanka oder Kambodscha, berufen sich auf die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. "Tourismus braucht verbindliche soziale und ökologische Leitplanken, damit er dauerhaft den Menschen in den Zielländern nutzt und ihre Entwicklungsperspektiven stärkt", fasste Antje Monshausen die Forderungen gegenüber Entwicklungspolitik und Tourismuswirtschaft zusammen.

=> www.transforming-tourism.org 

Quelle: www.brot-fuer-die-welt.de 


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