wfp 100Rom. - Während weltweit so viele Menschen auf Flucht sind wie noch nie, zeigt eine am Freitag veröffentlichte Studie des UN World Food Programme (WFP), dass fehlende Ernährungssicherheit die Migration über Landesgrenzen hinweg deutlich steigert. Der Bericht hat festgestellt, dass die Zunahme von Hunger in einer Bevölkerung um ein Prozent, 1,9 Prozent mehr Menschen zwingt zu migrieren. Desweiteren fliehen mit jedem weiteren Konfliktjahr 0,4 Prozent mehr Menschen aus einem Land. Wo Hunger und Konflikt zunehmen, werden also mehr Menschen abwandern oder ihr Zuhause verlassen.

WFP fand zudem heraus, dass fehlende Ernährungssicherheit eine wesentliche Ursache für das Auftreten – und die Intensität – bewaffneter Konflikte ist. Ist ein Migrant einmal aufgebrochen, sind mangelnde Arbeitsmöglichkeiten kombiniert mit wenig oder beschränktem Zugang zu Nahrung oder humanitärer Hilfe wesentliche Push-Faktoren, die Menschen dazu zwingen, weiterzuziehen. Während die Familien hoffen ihre Ernährungssituation durch Migration zu verbessern, kann letztere aufgrund der Kosten und gefährlichen Bedingungen der Reise zudem selbst Ursache von Hunger sein.

Angesichts dieser Ergebnisse empfiehlt der Bericht, dass die internationale Gemeinschaft in die Sicherung der Ernährung und in die Existenzgrundlagen der Menschen in oder in der Nähe ihrer Heimat investieren muss. Dies kann nachweislich gezwungene Weiterwanderung verringern, die Kosteneffizienz humanitärer Hilfsmaßnahmen steigern sowie jetzt und auf lange Sicht größere sozioökonomische Vorteile hervorbringen.

"WFP tut alles in unserer Macht Stehende, um Flüchtlingen zu helfen, die weltweit hungern oder drohen zu verhungern", sagte WFP-Exekutivdirektor David Beasley. "Während Millionen unserer Brüder und Schwestern ihre Häuser verlassen mussten und in so großer Not leben, ist es unsere Pflicht, auf ihr Leid aufmerksam zu machen."

"Wenn wir verstehen, was Menschen zur Flucht treibt, können wir besser auf die Kernursachen gezwungener Migration reagieren und alles Notwendige tun, um ihr Leid zu beenden", fügte Beasley hinzu.

Der Bericht "An der Wurzel des Exodus: Gesicherte Ernährung, Konflikt und internationale Migration" untersucht anhand qualitativer und quantitativer Studien, inwiefern fehlende Ernährungssicherheit und andere Faktoren Menschen zur Migration in andere Länder zwingen. Es ist das erste Mal, dass eine derart umfassende Analyse zum Thema durchgeführt wurde – und die Studie gibt vielfach dramatische Berichte der Menschen wieder, die komplett mittellos gezwungen sind, extreme Überlebensmaßnahmen zu ergreifen.

So berichtet eine Frau, die mit ihrer Familie aus Syrien nach Jordanien floh: "Wir mussten Gras essen, um zu überleben. Meine Kinder haben die ganze Nacht geweint, weil sie so hungrig waren."

Ein Mann aus Deir Ezzor beschreibt das Leid, das er in Syrien erlebte: "Sie haben die Bevölkerung hungern lassen, unsere Waren gestohlen, Schulen geschlossen und die Menschen daran gehindert, zu arbeiten."

Der Bericht betont auch, dass Vertriebene sich oftmals nicht weit von ihrer Heimat entfernen wollen und vielmehr versuchen, so nah wie möglich Zuflucht zu finden. Knapp acht von zehn interviewten syrischen Flüchtlingsfamilien wurden mindestens einmal innerhalb Syriens vertrieben, 65 Prozent von ihnen zweimal oder mehr. Fast jeder syrische Studienteilnehmer bekräftigte mit Nachdruck den Wunsch, nach Syrien zurückzukehren, wenn sich die Situation stabilisiert und die Sicherheit ausreichend gewährleistet ist.

Der Bericht wird zu einem kritischen Zeitpunkt veröffentlicht, da mehrere anhaltende Krisen und eine Phase politischer Umbrüche sowohl die internationale Ernährungshilfe als auch die humanitäre Hilfe für Flüchtlinge und gewaltsam Vertriebene vor Herausforderungen stellen.

Quelle: de.wfp.org


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