amerika 21Santiago. - Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) hat eine mehr als 400 Seiten umfassende Untersuchung zur sozialen Ungleichheit in Chile vorgelegt und damit einen hohen Reformstau in der Sozial- und Umverteilungspolitik in dem südamerikanischen Land belegt. Dem Bericht liegen eigene Befragungen sowie eine Auswertung von Daten aus drei Jahrzehnten zugrunde, berichtete das Lateinamerika-Portal amerika21 am Montag.

Seit Jahren führt Chile die Liste der ungleichen Einkommensverteilung in den OECD-Länder an. Gemessen wird diese mit dem Gini-Koeffizienten, der einen Wert zwischen null und eins einnimmt – je höher, desto ungleicher die Verteilung. In Chile beträgt er 0,47.Der Bericht zeigt, dass ein Prozent der Bevölkerung (rund 180.000 Personen) 33 Prozent der gesamten Einkünfte erzielen. 0,1 Prozent der Superreichen vereinen 19,5 Prozent des Gesamteinkommens auf sich. Das entspricht einem Durchschnittseinkommen von fast 150.000 Euro monatlich. Die Autoren vermerken aber auch einen Rückgang der Einkommensungleichheit in den vergangenen 30 Jahren.

Dies gehe vor allem auf den Lohnzuwachs im untersten Lohnsegment zurück. Zwischen 1990 und 2015 sind die Reallöhne insgesamt um 120 Prozent gestiegen. 50 Prozent der Chilenen arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen so wenig, dass sie eine durchschnittliche Familie nicht allein versorgen könnten ohne unter die Armutsgrenze zu rutschen, die in Chile derzeit bei umgerechnet 462 Euro liegt. Hauptbetroffene sind junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren und Frauen ohne abgeschlossene Ausbildung, schreibt amerika21.

Die Armutsquote liegt dem Bericht zufolge nur deshalb bei vergleichsweise mäßigen 11,7 Prozent, weil in den meisten Haushalten mehr als eine Person zum Einkommen beiträgt. 70 Prozent der einfachen Arbeiter und 58 Prozent der Mittelklasse finden der Befragung zufolge deshalb auch, dass sie zu wenig verdienen und wünschen sich einen deutlichen Lohnanstieg.

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Quelle: amerika21.de


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