gfbvGöttingen. - Nach dem Scheitern der international angekündigten Rückkehr von 48.000 dunkelhäutigen Libyern in ihre Heimatstadt Tawergha hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag eine vor rassistischen Angriffen besser geschützte Rückführung der Vertriebenen gefordert. Milizionäre aus der verfeindeten Nachbarstadt Misrata hatten die ersten 1.000 der rund 12.000 vertriebenen Familien aus Tawergha am 1. Februar mit Waffengewalt an der Weiterfahrt gehindert. 

Die Rückkehrer kampieren nach GfbV-Angaben jetzt gemeinsam mit anderen rückkehrwilligen Einwohnern ihrer Stadt in Zelten rund 20 Kilometer vor der Stadt in der Wüste. Die dunkelhäutigen Libyer waren nach dem Sturz von Muamar al-Gaddafis im Jahr 2011 aus Tawerha gewaltsam vertrieben worden. Angeblich sollen sie den Diktator unterstützt haben. Deswegen wurden Hunderte von ihnen vor sechseinhalb Jahren von Milizen aus dem benachbarten Misrata verschleppt, gefoltert und ermordet.

"Die Tawergha-Krise zeigt, wie tief der Rassismus gegen dunkelhäutige Menschen in Libyen verankert ist und wie lang der Weg zu einer Versöhnung ist", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Berichte über Sklaverei in Flüchtlingslagern hatten Libyens Ruf in Afrika ruiniert. Deshalb hatten es die Machthaber nach jahrelangem Aussitzen der Tawergha-Krise plötzlich eilig mit guten Nachrichten über einen vermeintlich erfolgreichen Kampf gegen Rassismus." 

So hatte der Stadtrat von Misrata dem Termin für eine Rückkehr der Vertriebenen nach monatelangen Verhandlungen zugestimmt. Auch die Regierung in Tripolis hatte ihre volle Unterstützung zugesagt, Sicherheitskräfte zur Verfügung gestellt und Aufräumarbeiten in der zerstörten Stadt angeordnet.

Heute verlangen die Milizen eine nochmalige Entschuldigung für "begangene Verbrechen" und eine Übergabe aller Personen, die für Gaddafi gekämpft haben sollen. Am Sonntag überfielen Milizen eines der drei Zeltlager in der Wüste und verbreiteten mit Gewehrsalven Angst und Schrecken.

Quelle: www.gfbv.de 


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