fianlogo klKöln. - Vertriebene kambodschanische Bäuerinnen und Bauern haben eine richtungsweisende Klage gegen den thailändischen Zuckerproduzenten Mitr Phol eingereicht. Die Sammelklage wurde von zwei Betroffenen bei einem thailändischen Zivilgericht eingereicht. Die Kläger vertreten rund 3.000 Betroffene aus fünf Dörfern im Nordwesten Kambodschas. Ihnen sei ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage genommen worden, um Platz für eine Zuckerrohr-Plantage zu schaffen, berichtete die Menschenrechtsorganisation FIAN. 

Mitr Phil, weltweit viertgrößter Zuckerhersteller, versorgt laut FIAN bekannte Marken wie Coca-Cola, Pepsi, Nestle und Mars. Die Kläger werden von der Legal Rights und Environmental Protection Lawyers Advocacy Associaton sowie der Community Ressource Centre Foundation vertreten.

Die Klage ist die erste bei einem thailändischen Gericht eingereichte Sammelklage von Nicht-Thailändern, die sich gegen Menschenrechtsverstöße eines thailändischen Unternehmens außerhalb des Landes richtet. Die Kläger bringen vor, dass Mitr Phols Geschäftstätigkeit in der kambodschanischen Provinz Oddar Meanchey zu gewaltsamen Vertreibungen, dem Niederbrennen von Häusern, der Plünderung von Ernten und Vieh sowie der Inbesitznahme von Land örtlicher Bauern geführt habe. Wälder, die das Unternehmen eigentlich den örtlichen Gemeinschaften zugesichert hatte, seien Gemeinschaften illegal entrissen worden, obwohl sie für deren Lebensunterhalt notwendig seien. Personen, die Widerstand leisteten, seien bedroht, festgenommen und eingesperrt worden.

"Wir haben die Klage eingereicht, weil Mitr Phol unser Land, unsere Ernte, unseren Zugang zu Wald und die Möglichkeit für unsere Kinder zur Schule zu gehen genommen hat", sagte eine Betroffene, die aufgrund von Drohungen anonym bleiben möchte. Landlos und außerstande, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sind viele der Familien völlig verarmt. "Seit Mitr Pohl unser Land weggenommen hat, haben meine Familie und ich sehr gelitten. Mein Haus wurde niedergebrannt. Ich wurde ohne Grund festgenommen, sodass meine Familie nichts mehr zu Essen hatte und Müll sammeln musste, um zu überleben. Bis heute habe ich weder Land noch ein Haus", so Ma Okchoeurn, eine weitere Vertriebene.

Nach einer zweijährigen Untersuchung des Falls habe die nationale Menschenrechtskommission Thailands Mitr Phol als direkt verantwortlich für die Menschenrechtsverletzungen in Kambodscha, befunden, berichtete FIAN. Die Landnahme habe zu einem "Zusammenbruch der Gemeinde" geführt, so der ehemalige Kommissionsvorsitzende Niran Phitakwatchara im Jahr 2015. Der Abschlussbericht der Kommission fordere, dass das Unternehmen "eine Entschädigung für die Verluste der betroffenen Menschen leisten müsse". Mitr Phol habe sich gegenüber der Kommission bereit erklärt, Schadensersatz an die Betroffenen im Einklang mit internationalen Standards zu leisten, habe dies aber laut Berichten der beteiligten Organisationen nicht getan.

"Die Klage ist ein bedeutender Schritt für die Betroffenen, die seit 10 Jahren unter der Folgen der Vertreibung leiden", erklärte Roman Herre von der Menschenrechtsorganisation FIAN. FIAN begleitet die dortigen Landkonflikte im Zuge der Errichtung riesiger Zuckerrohrplantagen seit 8 Jahren. "Die Klage zeigt zudem, wie wichtig in Zeiten global tätiger Unternehmen die Durchsetzung von  Menschenrechten über nationale Grenzen hinweg ist."

Quelle: www.fian.de 


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