Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer massiven Verschlechterung der Sicherheitslage in Mali gewarnt. In den letzten Tagen seien nach GfbV-Informationen 43 Zivilisten bei Angriffen mutmaßlicher islamistischer Terroristen auf Tuareg-Camps getötet. Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation eine Aufklärung der Massaker und eine Bestrafung der Verantwortlichen.
"Wenn die Verantwortlichen für die Verbrechen an der Zivilbevölkerung straflos bleiben, wird es kein Ende der Gewalt in dem seit fünf Jahren eskalierenden Bürgerkrieg geben", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen. Mehrfach hatten die Behörden Malis in den letzten Monaten wegen Terrorismus inhaftierte Islamisten freigelassen oder ausgetauscht, um die Freilassung von Geiseln zu erreichen.
Die jüngsten Überfälle auf Zivilisten ereigneten sich laut GfbV am Freitag und Samstag in der Region von Menaka nahe der Grenze zum Nachbarland Niger im Norden Malis. Schwerbewaffnete Angreifer fuhren am Freitag mit Motorrädern vor einem Tuareg-Camp bei der Ortschaft Aklaz vor und schossen wahllos um sich. Zwölf Menschen wurden bei dem Massaker getötet. Die meisten Opfer waren alte Menschen und Kinder.
Am Samstag griffen Bewaffnete ein Tuareg-Camp bei dem Ort Awakassa an und töteten 31 Zivilisten. Somit erhöhte sich die Zahl der Opfer der beiden Massaker auf 43 Personen. Bewaffnete Tuareg-Gruppen verfolgten die Angreifer und gaben an, vier mutmaßliche islamistische Kämpfer bei der Verfolgungsjagd getötet zu haben. Diese Information konnte von unabhängiger Seite aber noch nicht bestätigt werden.
Die Region um Menaka gilt als Rückzugsgebiet für radikal-islamische Terrorgruppen, die sowohl im Norden Malis als auch im Grenzgebiet zum Niger operieren. Mehrfach griffen diese Terrorgruppen auch Flüchtlingslager im Niger an, um die Zivilbevölkerung einzuschüchtern und zur Kooperation zu zwingen. Vielen Tuareg werfen die islamistischen Kämpfer vor, Frankreichs Armee im Rahmen ihrer Antiterror-Mission Barkhane im Kampf gegen radikal-islamische Gruppen zu unterstützen.
Quelle: www.gfbv.de