Göttingen/Kinshasa (epo). - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat mehr politische Initiativen der Europäischen Union (EU) zur Stabilisierung des Kongo angemahnt. "Wenn Frieden und Stabilität im Kongo langfristig gesichert werden sollen, muss die von der EU geförderte Reform der regulären kongolesischen Armee konsequent vorangetrieben werden", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Dabei muss den Menschenrechten viel mehr Bedeutung geschenkt werden."
Solange Menschenrechte für viele kongolesische Soldaten Fremdworte seien, werde sich bei der Zivilbevölkerung das Gefühl von Sicherheit und rechtsstaatlicher Ordnung nicht einstellen", betonte Delius. Mit ständigen Übergriffen verspiele die Armee ihre Glaubwürdigkeit bei der Zivilbevölkerung.
Auch im Februar 2006 hätten kongolesische Soldaten erneut zahlreiche Zivilisten entführt, willkürlich verhaftet, vergewaltigt, gefoltert, erschossen und Dörfer geplündert. Mehr als 70 Mädchen und Frauen im Alter zwischen 12 und 70 Jahren seien im vergangenen Monat von regulären Soldaten in der im Osten des Landes gelegenen Region Ituri vergewaltigt worden. Regelmäßig berichteten Verhaftete über grausame und unmenschliche Behandlung durch Soldaten. Willkürlich festgenommene Zivilisten seien tagelang in Erdlöchern festgehalten und systematisch geschlagen worden.
Dank der EU-Beratungsmission zur Unterstützung der Armeereform im Kongo (EUSEC) wisse man nun zumindest, dass die reguläre Armee nicht wie offiziell in Kinshasa behauptet 340.000 Soldaten, sondern nur 100.000 Mann zähle. Zahlreiche Generäle hätten eine Geisterarmee geschaffen, um den Sold fiktiver Soldaten einzustreichen.
Bis Ende März 2006 muss die EU über die Fortführung ihrer seit Mai 2005 arbeitenden Beratungsmission EUSEC entscheiden.