Ollanta und Antauro Humala. Foto: La PrensaAachen/Lima (epo). - Die katholische Entwicklungsorganisation MISEREOR ist besorgt, dass aus den Präsidentschaftswahlen in Peru am 9. April der rechtspopulistische Kandidat Ollanta Humala als Sieger hervorgehen und die politische Stabilität in dem Andenstaat gefährden könnte. "Wir betrachten die hohen Umfragewerte für den Kandidaten der Unión Nacionalista por el Perú mit großer Sorge, weil dieser den wichtigen Prozess der Aussöhnung ins Stocken bringen könnte", sagte MISEREOR- Hauptgeschäftsführer Josef Sayer am Donnerstag in Aachen.

Der Nationalist Ollanta Humala hatte sich vor allem durch populistische Forderungen zum Favoriten für das Präsidentenamt aufgeschwungen. MISEREOR zufolge könnte er sich am Wochenende sogar im ersten Wahlgang durchsetzen, was in Peru ein historisches Ereignis wäre. Unter den 22 Gegenkandidaten werden derzeit nur der bürgerlich-sozialen Kandidatin Lourdes Flores und dem Sozialisten Alan Garcia Chancen für den Fall eingeräumt, dass es zu einer Stichwahl kommt.

Umstritten ist Humala, der mit bürgerlichem Namen Mois?s Humala Tasso heißt, sowohl wegen seines politischen Programms als auch wegen seiner problematischen Vergangenheit. Gegen den ehemaligen Obersten werde wegen Menschenrechtsverletzungen aus der Zeit des "schmutzigen" Kriegs gegen den maoistischen "Leuchtenden Pfad" ermittelt, so MISEREOR. Im Jahr 2000 scheiterte der "Comandante" gemeinsam mit seinem Bruder Antauro Humala mit einem Putschversuch gegen den damaligen Präsidenten Alberto Kenya Fujimori.

Die zwei Jahrzehnte extremer Gewalt, die Peru in den 80er- und 90er-Jahren erschütterten, wurden durch die nationale Kommission für Wahrheit und Versöhnung aufgearbeitet. Auch MISEREOR gehört zu den zahlreichen internationalen Unterstützern der Kommission, die einen Beitrag zu Demokratisierung und Versöhnung leistet. 2003 hat die Kommission einen Bericht vorgelegt, dem zufolge zwischen 1980 und 2000 rund 70.000 Menschen durch den "Leuchtenden Pfad", das Militär und die Polizei sowie paramilitärische Verbände ermordet wurden.

"Die Ergebnisse aus der Arbeit der Wahrheits- und Versöhnungskommission sind noch längst nicht umgesetzt. Ihre Erkenntnisse müssen für das Handeln der zukünftigen Regierung Konsequenzen haben, wenn die Demokratie stabilisiert und der Rassismus gegen die indigene Bevölkerung abgebaut werden sollen", warnte Josef Sayer, der selbst viele Jahre in Peru gelebt hat und in Cusco zum Priester geweiht wurde. "Nur wenn sich Peru seiner Vergangenheit stellt, kann dieses Land dauerhaft in Frieden leben und die sozialen Probleme in Angriff nehmen."

Peru konnte im Jahr 2005 ein bemerkenswertes Wirtschaftswachstum von sechs Prozent verzeichnen und weist MISEREOR zufolge sehr positive makroökonomische Daten auf (Inflationsrate 1,1 %, private Investitionsrate von 10 %, pünktlicher Schuldendienst und wachsende Kreditwürdigkeit auf den internationalen Finanzmärkten). Die Schattenseite sei eine Armutsrate von 51,5 Prozent. Eine kleine Schicht von zehn Prozent der Gesamtbevölkerung vereine fast 40 Prozent der gesamten Einnahmen auf sich.

"Das beachtliche Wirtschaftswachstum ohne entsprechenden Umverteilungsmechanismus vertieft diese Kluft zwischen arm und reich und schürt die Wut der armen Bevölkerungsschichten auf die herrschenden Eliten, Politiker sowie ausländische Unternehmen, die die reichen Bodenschätze des Landes ausbeuten und nichts als Armut hinterlassen", so die Analyse von MISEREOR.

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