Singh und Merkel in Hannover. Foto: BPAHannover/Berlin (epo). - Deutschland und Indien wollen ihre "strategische Partnerschaft" weiter ausbauen und intensivieren. Vor allem in den Bereichen Handel, Wissenschaft, Energie und Hochtechnologie soll die Zusammenarbeit beider Länder ausgebaut werden. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag in Hannover mit dem indischen Premierminister Manmohan Singh vereinbart. Am Abend eröffneten Merkel und Singh die Hannover-Messe. Indien ist in diesem Jahr mit 343 Ausstellern Partnerland der weltweit größten Technologieschau.

"Auf der Grundlage gemeinsamer demokratischer Werte und Interessen wollen beide Länder ihre bereits gute Partnerschaft vertiefen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Regierungen anlässlich des viertägigen Besuchs des indischen Premiers in Deutschland. Insbesondere in der Energiepolitik werde die Zusammenarbeit breiter angelegt. Ein deutsch-indisches Energieforum soll mit Vertreterinnen und Vertretern aus Regierungen und Unternehmen beider Länder entsprechende Strategien entwickeln. Ziel dabei sei, die energiepolitische und -wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern. Auch umweltpolitische Gesichtspunkte sollen eine Rolle spielen.

Eine zuverlässige Energiebasis mit einem vernünftigen Energiemix sei für alle Staaten eine der "wichtigsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts", betonte Merkel. Die Bundesregierung hatte bereits Anfang April angekündigt, bis zum Ende des Jahres eine Energiestrategie für Deutschland bis 2020 zu entwickeln.

Beim weiteren Ausbau des Handelaustauschs ist laut Bundespresseamt beabsichtigt, die Rolle kleinerer und mittlerer Unternehmen weiter zu fördern. Das beiderseitige Handelsvolumen ist allein im vergangenen Jahr um 20 Prozent gestiegen. Merkel betonte, Indien sei ein wichtiger Handelspartner mit wachsendem wirtschaftlichen Potenzial. Mit seinen spezifischen Fähigkeiten, etwa im Maschinenbau, bewerbe sich Deutschland darum, ein starker Partner Indiens zu sein, so die Kanzlerin. Der deutsche Maschinenbau sei immer noch der größte Patentanmelder der Welt.

Die Bundeskanzlerin kündigte an, die deutsche EU-Präsidentschaft im kommenden Jahr dazu zu nutzen, um auch den europäisch-indischen Dialog weiterzuentwickeln. Bereits im Jahr 2000 hatten Indien und Deutschland eine "Agenda für die deutsch-indische Partnerschaft im 21. Jahrhundert" aufgestellt. Diese soll nun fortgeschrieben werden.

GEMEINSAM DEN MULTILATERALISMUS STÄRKEN

Deutschland und Indien wollen als Partner die Reform der Vereinten Nationen (UN) und des UN-Sicherheitsrates weiter voranbringen. Merkel und Singh waren sich auch einig, dass gegenüber den Atomplänen des Irans ein geschlossenes Vorgehen auf internationaler Ebene wichtig sei. Gefragt nach dem kürzlich geschlossenen Nuklearabkommen mit den USA sagte Singh, Indien sei eine verantwortungsvolle Atommacht. Er verwies auf die strengen Exportvorschriften, die den internationalen Verpflichtungen genügten. Der Ausbau des Atomprogramms bedeute kein Risiko für die Verbreitung von Nuklearwaffen, unterstrich der indische Premier.

Merkel sagte, Deutschland wolle nun den Ratifizierungsprozess des Abkommens in den USA abwarten. Das Bekenntnis des indischen Regierungschefs zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen sei jedenfalls ein ganz wichtiger Punkt.

Die Stärkung des nuklearen Nicht-Verbreitungsvertrags und Fortschritte bei nuklearer Abrüstung blieben für Deutschland jedoch zentrale Ziele, bekräftigte die Kanzlerin. "Wir werden mit unseren indischen Partnern darüber sprechen, wie für alle Beteiligten eine Lösung mit politischem Mehrwert gefunden werden kann. Diese Lösung wird zugleich Indien angemessen an das internationale Nichtverbreitungsregime heranführen", so Merkel weiter.

Die Teilnahme an der weltweit größten Industriemesse spiegelt das wachsende Interesse an Indien als einem globalen Wirtschaftspartner wider. Als bevölkerungsreichste Demokratie der Welt sei das Land heute "ein Motor der Globalisierung", sagte die Bundeskanzlerin bei der Eröffnung der Messe. Dabei habe es jedoch seine kulturelle Eigenständigkeit bewahrt. Singh zeigte sich zuversichtlich, dass die Messebeteiligung die Kooperationen indischer und deutscher Unternehmen weiter beflügeln werde. Das gelte besonders für die Hochtechnologien.

DIALOG DER KULTUREN

Im Dialog der Kulturen sei Indien ein "geborener Gesprächspartner", weil auf dem Subkontinent viele Kulturen weitestgehend friedlich miteinander leben. "Indien hat bewiesen, dass Demokratie auch unter schwierigen Umständen möglich und erfolgreich ist", sagte Merkel. Am Montag nehmen Merkel und Singh nach einem gemeinsamen Messerundgang am Indo-German Business Summit teil. Auf dem bilateralen Wirtschaftsgipfel erörtern Führungskräfte aus beiden Ländern Entwicklungen und Chancen bestehender und künftiger Kooperationen.

Premierminister Singh ist noch bis zum 25. April in Deutschland. In Berlin trifft er in den kommenden Tagen Bundespräsident Horst Köhler, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. Auch ein Treffen mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder ist vorgesehen.

[Foto: Begrüßung mit militärischer Ehrenformation in Hannover ? BPA]

? Deutsch-indische Beziehungen
? Presse- und Informationsamt der Bundesregierung


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