misereorAachen. - Vom 23. November bis 7. Dezember haben die Bürgerinnen und Bürger Bougainvilles, einer zu Papua-Neuguinea (PNG) gehörenden Pazifik-Insel mit etwa 300.000 Einwohnern, die Möglichkeit, in einem Referendum über die politische Zukunft ihrer Insel zu entscheiden. Es wird mit einer klaren Mehrheit für die Unabhängigkeit und somit einer Abspaltung von PNG gerechnet. Vorangegangen war dem nun anstehenden Volksentscheid ein länger andauernder Friedensprozess, nachdem es in Bougainville zehn Jahre lang einen Bürgerkrieg gegeben hatte. Der MISEREOR-Partner Peace and Conflict Studies Institute Australia (PaCSIA) begleitet diesen Friedensprozess bereits seit mehreren Jahren.

"Die Menschen auf Bougainville haben fast zwanzig Jahre auf diese Gelegenheit gewartet. In den letzten Monaten haben sie sich gründlich auf das Referendum vorbereitet, sie sind jetzt 'referendum ready'. Auf Bougainville herrscht zurzeit eine Stimmung gespannter und freudiger Erwartung", berichtete Volker Böge, Direktor vom PaCSIA.

In zahlreichen vom PaCSIA organisierten Dialogveranstaltungen, auch speziell zur Vorbereitung auf das Referendum, gelang es zivilgesellschaftlichen Kräften, einen wichtigen Beitrag zur Versöhnung der Konfliktparteien zu leisten sowie die Teilhabe der lokalen Bevölkerung am Friedens- und Referendumsprozess zu gewährleisten. Dies gilt als essenziell dafür, dass es in der Vergangenheit auch in schwierigen Phasen des Friedensprozesses nicht zu erneuten Gewaltausbrüchen kam. Allein 2017 und 2018 gab es mehr als 700 solcher Referendumsdialoge, die fast 30.000 Menschen – etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung – erreichten. "Dass der Friedensprozess auf Bougainville eine Erfolgsgeschichte ist, ist nicht zuletzt der umfassenden Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure, insbesondere auf der lokalen Ebene, zu verdanken. Das macht Bougainville zu einem außergewöhnlichen Fall im weltweiten Vergleich", resümierte Böge.

Die Rolle der Zivilgesellschaft bleibe weiterhin relevant, da der Friedensprozess mit dem Referendum noch nicht am Ziel sei, erläuterte Böge. Zwar wurde das Referendum im Friedensabkommen von 2001 festgelegt, allerdings ist es nicht bindend, sondern bedarf der Ratifizierung durch das Parlament PNGs. Das Referendum stelle also einen Höhepunkt im Friedensprozess dar, doch es bedeute nicht dessen Abschluss, so Böge. Vielmehr sei mit einer schwierigen Übergangsphase zu rechnen. "Die von MISEREOR unterstützten Transitionsdialoge vom PaCSIA sollen dazu beitragen, dass dieses Stadium ebenso friedlich verläuft wie der bisherige Prozess."

Als entscheidender Katalysator für den Ausbruch des vergangenen Bürgerkriegs gilt die Panguna-Kupfer-Gold-Mine in Bougainville, in den 1970er und 1980er Jahren eine der größten Tagebauminen der Welt. Die Mine war eine der Haupteinnahmequellen und galt als Rückgrat der Wirtschaft PNGs. Für die lokale Bevölkerung in der Region brachte sie jedoch statt Wohlstand und Entwicklung vor allem Umweltzerstörung, Landraub, kulturelle Desintegration und soziale Verwerfungen. Die Forderungen der betroffenen Gemeinden nach effektivem Umweltschutz, Kompensation für erlittene Schäden und einer angemessenen Beteiligung an den Gewinnen wurden von den Verantwortlichen ignoriert.

Es folgten zehn Jahre gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen der Regierungsarmee und einer lokalen Rebellengruppe mit etwa 20.000 Toten, überwiegend Zivilisten. Ein Ziel ihres Kampfes war die politische Unabhängigkeit und Loslösung von PNG. 1997 wurde eine Waffenruhe beschlossen, mit dem Friedensabkommen im August 2001 wurde der Gewaltkonflikt offiziell beendet. Das Abkommen enthielt zwei zentrale Elemente einer politischen Neuordnung: Weitreichende Autonomie für Bougainville im Staatsverband PNGs, sowie ein Referendum über den künftigen politischen Status innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre. Diese Zielmarke wird nun mit dem anstehenden Referendum erreicht.

Quelle: www.misereor.de 


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