caritasFreiburg. - Die brasilianische Regierung muss ihre menschenverachtende Untätigkeit in der Pandemiebekämpfung aufgeben und marginalisierte Bevölkerungsgruppen, besonders Indigene, schützen. Das hat das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, Caritas international, gefordert. "Mit der Politik der Regierung Bolsonaro, die sich dezidiert gegen die Indigenen und ihren Lebensraum richtet und aktuell ihren Genozid riskiert, muss endlich Schluss sein", sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas international.

Mit fast 70.000 Neuinfizierten innerhalb nur eines Tages hat das Land mittlerweile mehr als 2,6 Millionen COVID-19 Fälle zu verzeichnen. Besonders gefährdet sind marginalisierte und arme Bevölkerungsgruppen, unter denen sich die Infektionen rasant ausbreiten und für Zuwächse von über 30 Prozent innerhalb nur einer Woche sorgen. Gerade aber diese Gruppe ist in der Pandemie auf sich alleine gestellt und erhält vom staatlichen Gesundheitssystem kaum ausreichend Hilfe. Der ehemalige Präsident und amtierende Richter des obersten Gerichtshofs Brasiliens, Gilmar Mendes, befürchtet einen Genozid.

Eingeschaltet haben sich auch 152 brasilianische Bischöfe, die die Pandemie als "beispiellose Gesundheitskrise" Brasiliens und Bolsonaro als unfähig beschreiben, diese zu bewältigen. Er stelle nicht "das Wohl aller in den Mittelpunkt, sondern die Interessen einer Wirtschaft, die tötet, die sich auf den Markt und den Profit um jeden Preis konzentriert".

Außerordentlich stark betroffen sind der Bundesstaat Amazonas und hier besonders die indigene Bevölkerung, die in Manaus in Armutsvierteln unter prekären Umständen auf engstem Raum lebt. Die Gesundheitsversorgung in Manaus selbst ist schwach, im Umland, wohin sich die Pandemie jetzt verstärkt ausbreitet, ist sie praktisch kaum vorhanden. Nur sehr wenige Kommunen halten intensivmedizinische Betten vor. Es mangelt an Schutzausrüstung für die Mitarbeitenden des Gesundheitssystems und insgesamt an Corona-Tests.

Durch illegale Eindringlinge wie Holzfäller und Goldsucher in ihre Territorien wird die indigene Bevölkerung im Umland zusätzlich bedroht und der Gefahr einer Infektion ausgesetzt. "Der Staat muss unbedingt die indigene Bevölkerung besser schützen sowie spezifische und dringende Notfallmaßnahmen eines kürzlich erarbeiteten Gesetzesvorhaben umsetzen, dessen zentrale Inhalte, die indigene und marginalisierte Bevölkerungsgruppen schützen sollten, von Präsident Bolsonaro aber gestrichen wurden", forderten übereinstimmend Afonso Brito, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Manaus, sowie Adriana Azevedo, Regionalkoordinatorin der Nichtregierungsorganisation CIMI, die sich für indigene Rechte einsetzt.

Caritas international hat mit der Caritas der Erzdiözese Manaus und CIMI ein Nothilfeprojekt begonnen, das die indigene Bevölkerung in Manaus und im Amazonas-Umland besser vor COVID-19 schützen soll. Das Projekt wird mit einer Million Euro vom Auswärtigen Amt finanziert. Dabei werden staatliche Gesundheitszentren mit COVID-Schutzausrüstung, medizinischem Gerät und Medikamenten sowie Corona-Tests ausgestattet. Auch soll die indigene Bevölkerung besser und kulturell sensibel zu COVID-19 informiert und ihre Hygienesituation verbessert werden. Da die indigenen Völker von der Regierung nicht unterstützt werden, sollen sie in ihrer Selbstschutzfähigkeit gestärkt werden. Erreicht werden mit dem Corona-Nothilfeprojekt etwa 60.000 Menschen im Amazonasgebiet.

Quelle: www.caritas-international.de 


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