brot fdwBerlin. - Brot für die Welt sieht die Entwicklungs- und Schwellenländer vor den größten Herausforderungen seit Jahrzehnten. "Wir stehen vor einer neuen Hungerkrise", sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks, bei der Jahrespressekonferenz am Donnerstag in Berlin. "Das Ende der Corona-Pandemie ist noch nicht abzusehen und die Auswirkungen sind schon jetzt verheerend. Die Verzweiflung der Menschen wächst."

Bis zu 132 Millionen Menschen zusätzlich könnten an chronischem Hunger leiden, 100 Millionen Menschen mehr in absolute Armut rutschen, so Brot für die Welt. Der rigorose Lockdown zu Beginn der Pandemie habe vor allem der armen Bevölkerung in den Städten ihre Einkommensmöglichkeiten genommen. Ohne jede soziale Abfederung stünden sie vor dem Nichts. Füllkrug-Weitzel: "Der Höhepunkt der Infektionszahlen steht vielen Ländern noch bevor. Die Pandemie legt die Schwächen der Gesellschaftssysteme schonungslos offen. In vielen Ländern fehlen Sozial- noch Gesundheitsvorsorge. Die Menschen fallen in kürzester Zeit in existientielle Not."

Nun sollten die Milliardenhilfen dafür genutzt werden, eine global gerechte, klimafreundliche und nachhaltige Ökonomie aufzubauen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass der Handlungsdruck durch den Klimawandel fortbesteht. Isolierte Hilfsprogramme helfen ebensowenig weiter wie Investitionen in den Wiederaufbau einer Wirtschaft von gestern", so Füllkrug-Weitzel.

Im vergangenen Jahr erschwerten die Folgen des Klimawandels und kriegerischer Konflikte die Arbeit von Brot für die Welt in vielen Regionen. Zu den anhaltend großen Herausforderungen kommt nun die Corona-Pandemie. In Brasilien, Peru, Indien und weiteren Ländern mit sehr hohen Infektionsraten hat Brot für die Welt die Projektarbeit gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen an Corona angepasst, etwa indem sie Aufklärungsarbeit leisten, Hygiene Kits ausgeben und Lebensmittel verteilen.

Die Corona-Krise hat auch auf die Millionen prekär Beschäftigten entlang der globalen Lieferketten dramatische Auswirkungen. Obwohl sich die Unternehmen freiwillig zu ihrer Verantwortung für ausländische Zulieferer und Geschäftspartner verpflichten wollten, haben sie bei Ausbruch der Krise keine Verantwortung übernommen. So haben Textilunternehmen etwa in Bangladesch kurzfristig massenhaft Aufträge storniert und schon bestellte Ware nicht mehr abgenommen.

Füllkrug-Weitzel: "Es entspricht eigentlich nicht dem Verantwortungsethos deutscher Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dadurch weltweit gegeneinander auszuspielen, dass man die Wehrlosigkeit der Menschen in Entwicklungsländern brutal ausnutzt, ihre Löhne drückt oder sie brutal fallen lässt, wann und wie es einem passt. Gerade in diesem Krisenjahr zeigt sich, wie wichtig ein Lieferkettengesetz ist." Brot für die Welt setzt sich intensiv dafür ein, dass noch in dieser Legislaturperiode gesetzlich geregelt wird, dass Unternehmen zu menschenrechtlicher Sorgfalt verpflichtet werden und Beschäftigte im globalen Süden schützen.

Brot für die Welt hat im vergangenen Jahr das drittbeste Spendenergebnis seit Gründung 1959 erzielt. 64,4 Millionen Euro wurden durch Spenden und Kollekten eingenommen. Hinzu kamen Nachlässe in Höhe von 3,5 Mio. Euro und Bußgelder (400.000 Euro). Insgesamt standen Brot für die Welt 2019 für die Entwicklungsarbeit 312,7 Millionen Euro (2018: 307,3 Mio. Euro) zur Verfügung. Das ist ein Plus von 1,8 Prozent. Die drei finanziellen Säulen des Werkes sind Spenden und Kollekten, kirchliche Mittel und staatliche Mittel, vor allem des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Die Gesamtaufwendungen von Brot für die Welt haben sich im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozent auf 307,7 Millionen Euro erhöht. Die Projektausgaben umfassten 281,7 Mio. Euro, das sind 91,6 Prozent der Mittel. Die Ausgaben für Verwaltung lagen bei 5,9 Prozent, für Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit wurden 2,5 Prozent der Mittel aufgewandt. Damit liegt das Werk gemäß Spendensiegel des Deutschen Instituts für soziale Fragen (DZI) im niedrigen Bereich.

Quelle: www.brot-fuer-die-welt.de 


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