München. - Der Landminen Monitor 2020 berichtet zum fünften Mal in Folge über hohe Opferzahlen durch Landminen, explosive Kriegsreste und improvisierte (selbstgebaute) Minen. Im Jahr 2019 verzeichnete der von der internationalen Landminenkampagne erstellte Monitor 5.554 Minenopfer: durchschnittlich 15 Tote und Schwerverletzte pro Tag, fast alle aus der Zivilbevölkerung, darunter viele Kinder (1.562). Die meisten Opfer wurden in Afghanistan, Syrien, Myanmar, Mali und der Ukraine gezählt.
Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Minenräumung vielerorts unterbrochen. Die gemeinnützige Organisation Handicap International (HI) forderte alle Staaten auf, Druck auf kriegsführende Parteien auszuüben, damit sie den Einsatz dieser barbarischen Waffen beenden.
Vom 20. bis 26. November findet online das jährliche Treffen der Staaten statt, die dem Ottawa-Vertrag über ein Verbot von Antipersonenminen beigetreten sind. Dabei werden auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie ein Thema sein, da in vielen Ländern die Minenräumung und die Gefahren-Aufklärung der Bevölkerung unterbrochen werden musste. HI fordert, dass die Aktivitäten, angepasst an die notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, fortgeführt werden müssten, um die Welt weiterhin von Minen zu befreien.
Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, betonte, dass das Ziel, die Welt bis 2025 von Minen zu befreien, trotz der Corona-Pandemie aufrechterhalten werden müsse: "Die Coronavirus-Pandemie hat die Minenaktion im Jahr 2020 vielerorts zum Stillstand gebracht. Die Minenräumung und die Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren, für die oft persönliche Treffen nötig sind, sowie die Opferhilfe wurden in vielen Ländern vorübergehend ausgesetzt und mussten an die Corona-Einschränkungen angepasst werden. Einige ursprünglich für die Minenaktion bestimmten Mittel wurden für Corona-Gegenmaßnahmen umgewidmet. Da aber Millionen Menschen in 60 Ländern und Territorien immer noch unter der Bedrohung durch Minen leben, müssen die Staaten ihr Engagement im Kampf gegen Landminen aufrechterhalten, um wie geplant 2025 eine minenfreie Welt zu erreichen."
Die Anzahl der neuen Opfer von Landminen und explosiven Kriegsresten im Jahr 2019 liegt bei 5.554 und bleibt das fünfte Jahr in Folge hoch (6.897 im Jahr 2018, 7.253 im Jahr 2017, 9.439 im Jahr 2016 und 6.971 im Jahr 2015). Die Gesamtzahl für 2019 liegt immer noch 60 % höher als die im Jahr 2013 ermittelte niedrigste Zahl von 3.457 Minenopfern. Im Jahr 2013 gab es durchschnittlich 10 Opfer pro Tag; 2019 stieg die Rate im Vergleich auf 15 Tote und Schwerverletzte pro Tag.
Zum fünften Mal in Folge wurden auch 2019 wieder die meisten der Opfer durch selbstgebaute Minen verursacht: Von den insgesamt 5.554 registrierten Minenopfern 2019 wurden 2.994 Menschen durch derartige Minen getötet oder verletzt. Die überwiegende Mehrheit der durch Antipersonenminen getöteten Menschen sind Zivilist*innen: 80 % der Opfer stammten 2019 aus der Zivilbevölkerung (4.466 Menschen), davon waren 43 % Kinder (1.562).
2019 wurden die meisten neuen Opfer von Landminen und explosiven Kriegsresten in Afghanistan (1.538), Syrien (1.125), Myanmar (358), Mali (345), der Ukraine (324), im Jemen (248), in Nigeria (238) und im Irak (161) gezählt. Insgesamt wurden in 50 Staaten und fünf Gebieten weltweit Minenopfer registriert. Da in vielen Staaten und Gebieten die Zahl der Opfer nicht erfasst wird, liegt die tatsächliche Zahl wahrscheinlich deutlich höher.
Quelle: www.handicap-international.de