Göttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die sofortige Freilassung von 36 Hinterbliebenen von Rassismus-Opfern gefordert, die am Samstag bei einem Protest während der Feiern zum 60. Unabhängigkeitstag in Mauretanien verhaftet wurden. Die Witwen und Waisen erinnerten mit ihrem Protest an die Hinrichtung von 28 dunkelhäutigen Offizieren im Massaker von Inal am 28. November 1990 und an die gewaltsame Vertreibung von 70.000 Angehörigen ihrer Bevölkerungsgruppe aus Mauretanien im Jahr 1989.
Seit Jahrzehnten beklagen dunkelhäutige Menschen in Mauretanien aufgrund ihrer Hautfarbe Diskriminierung und Rechtlosigkeit. "Für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Massaker darf es keine Straflosigkeit geben. Daher muss das Amnestie-Gesetz von 1993 endlich aufgehoben werden. Nur so kann es Gerechtigkeit für die Massaker-Opfer geben", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen.
Der Protest während der offiziellen Militärparade zum 60. Unabhängigkeitstag des Landes in der Hauptstadt Nouakchott im Beisein des Staatspräsidenten Mohamed Ould Ghazouani war von dem Verband der Witwen und dem Kollektiv der Waisen der zivilen und militärischen Opfer (COVICIM) organisiert worden, die seit Jahren ein Ende der Straflosigkeit für die rassistischen Verbrechen an der dunkelhäutigen Bevölkerung zwischen 1989 und 1991 verlangen.
Größte Hürde dabei ist das 1993 verabschiedete Amnestie-Gesetz. Viele Menschenrechtsorganisationen Mauretaniens unterstützen das Anliegen, da die willkürlichen Verhaftungen, gewaltsame Vertreibungen, Folter, Vergewaltigungen und illegalen Hinrichtungen tiefe Brüche und Traumatisierungen in der Gesellschaft hinterlassen haben.
Obwohl dunkelhäutige Menschen den größten Anteil an der Bevölkerung des Landes in Nordwestafrika stellen, bestimmt eine kleine Schicht von Arabern und Berbern Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Mauretanien. Erst kürzlich stellte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe fest, dass Sklaverei in dem Land trotz offiziellen Verbots fortbesteht und darunter vor allem dunkelhäutige Frauen leiden.
Quelle: www.gfbv.de