EEDBerlin (epo). - Vor einem Billig-Tourismus in die von der Flutkatastrophe heimgesuchten Länder Südasiens hat die Fachstelle Tourismus des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) gewarnt. Billig-Reisen könnten zu einer sozialen und ökologischen Gefahr für den Wiederaufbau in den Katastrophengebieten werden, sagte Heinz Fuchs von der Fachstelle Tourismus.

"Die Spendenbereitschaft der Menschen nach der Flutkatastrophe war enorm. Mitgefühl und Mitdenken sind aber auch bei der Urlaubsplanung gefragt: Im Jahr 2010 rechnet der Tourismus-Sektor mit Einer Milliarde Touristen. Wächst der Trend zu Schnäppchen-Urlauben, wird für die Menschen vor Ort zur massiven Bedrohung: Dumpinglöhne werden selbstverständlich, und für echten Natur- und Katastrophenschutz bleibt weder Geld noch Raum", warnte Fuchs am Rande der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin. Billigreisen biete die Reise-Branche jetzt vor allem in Thailand, Sri Lanka oder Indien an - soziale Kriterien spielten bei Wiederaufbau bzw. der Erschliessung neuer Resorts aber selten eine Rolle. "Wir fordern die Reiseindustrie auf, Farbe zu bekennen, welche Rolle sie beim Wiederaufbau spielt", so Fuchs.

Tourismus bringe nicht nur Devisen ins Land, sondern verschärfe häufig das Gefälle zwischen Arm und Reich und heize Konflikte an. Beispiel dafür sei Indien: Die indische Organisation Equations habe dokumentiert, wie die Kommunalregierung in Andra Pradesh bereits Küstengebiete für neue Urlaubsorte reserviert, in denen bislang Dorfbewohner lebten. Für sie gelte jetzt ein neues Gesetz, dass sie nicht näher als einen Kilometer an die Küste heransiedeln dürften.

"Die Leute werden gezwungen, fernab umzusiedeln - für Fischer eine Katastrophe, für andere ein massiver Eingriff in ihre Lebenskultur und eine ungewisse Zukunft", warnte K.T. Suresh von Equations. Die Organisation übt Druck auf die Regierung aus, damit das Gesetz erneut zur Diskussion gestellt und ein Verbot für Hotelbauten an der Küste erteilt wird, bis eine einheitliche Rechtslage hergestellt ist. Equations ist Anwalt der betroffenen Bevölkerung vor Ort, die beispielsweise bei Küstenschutz, Wasserver- und Entsorgung sowie Müllmanagement befürchten, den kürzeren zu ziehen.

Dass es fair zugehen kann im Tourismus und soziale und ökologische Auflagen kein Hindernis sein müssen, beweist aus der Sicht des EED die südafrikanische Siegelinitiative "Fair Trade in Tourism". Sie vergibt Siegel für Tourismusprojekte, an denen die Einheimischen beteiligt sind und diejenigen besonders berücksichtigt, die unter dem Apartheid-Regime keine Chancen hatten. Die südafrikanische Regierung unterstützt das Siegel und die daran geknüpften Bedingungen, damit sich kein ungesteuerter Massentourismus breit macht. "Unsere jahrelange Überzeugungsarbeit hat Erfolg gehabt - über ein Dutzend neue Ideen wurden zertifiziert", so Jennifer Seif von der "Fair Trade in Tourism"-Initiative. "Würden andere Länder mehr Auflagen für einen Fairen Tourismus vorgeben und die Tourismusindustrie Verantwortung übernehmen, wäre die Welt bald eine andere und Tourismus und Entwicklung wären kein Widerspruch".

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