Beirut. - Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat sich am Montag in Beirut über die Arbeit des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen informiert. Sie stellte dem WFP dabei 10 Millionen Euro Förderung für die weitere Arbeit im Libanon in Aussicht. Der Libanon gehört zu den Ländern, die am stärksten von Getreidelieferungen aus Russland und der Ukraine abhängig sind und die infolge des Kriegs unter einer verschärften Ernährungskrise leiden.
Schulze sagte zudem zu, sich angesichts der drohenden Hungerkrise für eine deutliche Aufstockung der bisher insgesamt für das Welternährungsprogramm eingeplanten deutschen Haushaltsmittel einzusetzen. Zudem wirbt sie international für ein Bündnis für globale Ernährungssicherheit, das die weltweite Unterstützung schnell und vorausschauend koordinieren soll.
"Es droht die schwerste Ernährungskrise seit Jahrzehnten. Das Welternährungsprogramm ist unser wichtigster Partner im Kampf für Ernährungssicherheit", sagte Entwicklungsministerin Schulze. "Ich habe höchsten Respekt vor all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unermüdlich daran arbeiten, Menschen vor Hunger und Hungertod zu bewahren. Deutschland ist bislang der zweitgrößte Geber des Welternährungsprogramms. Wir werden unsere Unterstützung fortsetzen. Angesichts der drohenden Hungerkrise müssen wir auch mehr tun als bisher im Haushalt dafür angesetzt ist - und wir werden auch mehr tun. Im Libanon arbeiten wir gemeinsam daran, Nahrungsmittelhilfe zu leisten und gleichzeitig neue Einkommensquellen zu schaffen. Denn letztlich kommt es darauf an, Abhängigkeiten zu reduzieren und Gesellschaften krisenfester zu machen. Die Alternative sind Hunger und Destabilisierung."
Zusammen mit Vertretern des WFP besuchte Ministerin Schulze ein WFP-Weiterbildungsprojekt, eine Bäckerei und einen Markt, die mit dem WFP zusammenarbeiten. Außerdem traf sie sich mit Familien aus dem Libanon sowie aus Syrien Geflüchteten.
Im vergangenen Jahr war ein Drittel aller Menschen im Libanon auf die Hilfe des WFP angewiesen. Durch den Krieg in der Ukraine wird die ohnehin schon schlechte Versorgungslage noch einmal deutlich verschärft. Der Libanon ist wie einige andere Länder fast komplett von Getreidelieferungen aus Russland und der Ukraine abhängig. Dazu kommt der starke Anstieg der Preise für Lebensmittel.
Die zusätzlichen 10 Millionen Euro stehen noch unter dem Vorbehalt der laufenden Haushaltsberatungen im Parlament. Zwei Drittel dieser Mittel sollen in Resilienzmaßnahmen fließen: Dazu gehört etwa Nahrungsmittelhilfe, die an den Aufbau nachhaltiger Ressourcen und Infrastruktur geknüpft ist ("Food Assistance for Assets") und Nahrungsmittelhilfe, die mit Weiterbildungsprogrammen verbunden ist ("Food Assistance for Training"). Dabei bekommen Teilnehmende Nahrungsmittel, Gutscheine oder Bargeld, wenn sie nachhaltige, gemeinnützige Infrastruktur errichten oder Fortbildungen besuchen. Mit dem übrigen Drittel soll das erste gezielte soziale Sicherungsprogramm im Libanon (National Poverty Target Programme) unterstützt werden, das in diesem Jahr 75.000 bedürftigen Haushalten dabei helfen soll ihren täglichen Bedarf zu decken, zum Beispiel mit Lebensmittelgutscheinen.
Für den Ergänzungshaushalt, der im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise an diesem Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet werden soll, hat Schulze unter anderem weitere Mittel zum Kampf gegen den Hunger in von der globalen Ernährungskrise betroffenen Regionen angemeldet.
Deutschland ist zweitgrößter Geber des Welternährungsprogramms nach den USA. Die Auszahlungen im Corona-Krisenjahr 2021 beliefen sich auf 1,2 Milliarden Euro, davon 476 Millionen Euro aus dem Bundesentwicklungsministerium (BMZ). Das BMZ hat zudem im Zeitraum von 2018 bis 2024 das WFP-Landesprogramm im Libanon mit 135 Millionen Euro gefördert.
Quelle: www.bmz.de