handicap internationalMünchen. - Im syrischen Erdbebengebiet ist die Gefahr für die Zivilbevölkerung und humanitäre Einsatzkräfte durch Blindgänger nach dem Erdbeben enorm hoch. Nicht explodierte Sprengkörper liegen insbesondere im Nordwesten Syriens, dort, wo die gewalttätigen Konflikte seit Jahren anhalten. Sie bedrohen vor allem die zehntausenden Vertriebenen, die in Lagern oder dürftigen Unterkünften leben.

Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) befürchtet, dass nun viele Blindgänger durch das Beben, Erdrutsche und eingestürzte Bauwerke bewegt wurden und bereits geräumte Gebiete erneut kontaminieren. HI- Spezialisten werden deshalb die Risikoaufklärung verstärken: Sie informieren Hilfskräfte, klären in Notunterkünften auf, verteilen Flugblätter und gehen von Haus zu Haus, um die Menschen vor der drohenden Gefahr zu warnen.

"Wir sind mit einem Team von mehr als 30 Spezialisten vor Ort. Zunächst werden wir Räumungsteams aufklären, die in den Trümmern arbeiten und auf verdächtige Gegenstände stoßen könnten. Sie müssen aufpassen und richtig reagieren, um sich zu schützen, denn sie sind derzeit am meisten gefährdet", sagte HI-Spezialist Musab. Aber nicht nur die Einsatzkräfte sind in Gefahr, auch die betroffenen und oftmals obdachlosen Familien müssen informiert werden. Viele von ihnen leben in teilweise beschädigten oder zerstörten Gebäuden, in denen sich möglicherweise Sprengkörper befinden. "Jeder, der glaubt, einen Blindgänger gefunden zu haben, sollte uns sofort informieren", so Musab.

Gary Toombs, HI-Experte für Kampfmittelräumung, betonte, dass das Erdbeben die Gefahr für die Zivilbevölkerung noch verschlimmert hat. "Die Schäden an der kritischen Infrastruktur können wir noch nicht bewerten, aber wir wissen zum Beispiel, dass durch den Zusammenbruch des Al-Taloul-Damms im Norden von Idlib mehrere Dörfer überflutet wurden. Die Sturzfluten können nicht explodierte Sprengkörper und Munitionsreste mitgeschwemmt haben", so Toombs.

Der Einsatz in den betroffenen Gebieten ist technisch sehr anspruchsvoll, da es kaum schwere Maschine gibt. An vielen Stellen suchen Einsatzkräfte mit bloßen Händen nach verschütteten Opfern. Das Risiko durch Gas-Lecks, beschädigte Stromkabel, giftige Industriechemikalien, einstürzende oder unsichere Gebäude-Strukturen ist hoch. Dabei kann es jederzeit passieren, dass die Menschen versehentlich einen Sprengsatz berühren. "Die Situation ist sehr komplex und gefährlich, technisch geschulte und qualifizierte Experten müssen zur Unterstützung der Rettungs- und Bergungsmaßnahmen eingesetzt werden", so Toombs.

Quelle: www.handicap-international.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.