gfbvGöttingen. - Drei Monate nach dem Ausbruch gewaltsamer Konflikte zwischen der regulären Armee des Sudan und den Rapid Support Forces (RSF) in Khartum warnt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor einem Flächenbrand. Die Kämpfe hätten mittlerweile auf mindestens sechs Landesteile übergegriffen.

"In Khartum ist die Lage der Zivilbevölkerung verzweifelt. Die medizinische Versorgung ist zusammengebrochen, Trinkwasser ist knapp, die Elektrizität funktioniert nur noch stundenweise", berichtete Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsabteilung der GfbV am Freitag in Göttingen. "El Geneina ist seit Mai ein Zentrum der Auseinandersetzungen zwischen der Armee und den RSF, die mit bewaffneten arabischen Milizen verbündet sind. Die Gewalt eskaliert dort bereits seit Wochen. Flüchtlinge, die versuchen, die Grenze zum Tschad zu erreichen, wurden beschossen. Ihre Leichen liegen auf der Straße zwischen El Geneina und Adri."

Aus Sorge vor ethnischen Säuberungen, die in einen Genozid münden könnten, hat sich die GfbV gemeinsam mit anderen internationalen Menschenrechtsorganisationen wie "Jews against Genocide" in einem offenen Brief an UN-Institutionen und die EU-Staatschefs gewandt. "Die vorliegenden Berichte legen nahe, dass die RSF und ihre Verbündeten koordiniert und systematische Zivilisten, Krankenhäuser, Wohngebäude und Verteilungsstellen humanitärer Hilfe angreifen", so Reinke. "Diesen Verbrechen darf die internationale Gemeinschaft nicht tatenlos zusehen. Sie muss jetzt unmissverständlich die Täter benennen und Maßnahmen ergreifen, um die ethnischen Säuberungen zu beenden und einen Völkermord zu verhindern." Die RSF sind aus den Janjaweed-Milizen hervorgegangen. Diese waren ab 2003 Haupttäter im Genozid in Darfur mit bis zu 400.000 Toten.

Bisher soll es in West-Darfur über 1.200 Tote sowie tausende Verletzte geben. Die Krankenhäuser seien nicht einsatzfähig. Mehr als 100.000 Menschen seien über die Grenze in den Tschad geflohen, viele mit Schusswunden. Überlebende dort berichten, dass systematisch Nicht-Araber angegriffen würden, besonders Angehörige der Massalit.

In ihrem Brief erkennen die internationalen Menschenrechtsorganisationen an, dass der Leiter der UNITAMS Mission, Volker Perthes, und der UN-Sonderberichterstatterin zur Verhütung von Genozid, Alice Wairimu Nderitu, die Gewalt verurteilen, jedoch die Rolle der RSF nicht klar benennen. Die Adressaten des Appells müssten die Verbrechen der Miliz scharf verurteilen, die Täter müssten zur Verantwortung gezogen werden, es müsse endlich Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung geben. Die reguläre sudanesische Armee leiste das nicht.

Quelle: www.gfbv.de


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