Berlin/Khartum. - In der sudanesischen Hauptstadt Khartum wächst die Sorge vor der Ausbreitung von Seuchen. Nach Angaben der Ärztegewerkschaft verwesen infolge der Kämpfe tausende Leichen auf den Straßen, weil die Leichenhallen überfüllt sind und keine Kühlmöglichkeiten haben. Im ganzen Land gebe es zudem kaum noch Ärzte und funktionierende Krankenhäuser, berichtet die Hilfsorganisation Save the Children.
In den vergangenen Wochen haben sich die Kämpfe auf den Straßen der Hauptstadt intensiviert. Langanhaltende Stromausfälle und Wasserknappheit erschweren die Lage für die Bevölkerung, warnt die NGO. Die Hygieneverhältnisse seien katastrophal und die kaum vorhandenen Möglichkeiten der Wasseraufbereitung verstärkten die Angst vor der Ausbreitung von Cholera und anderen Krankheiten. Cholera kommt ohnehin in der Regenzeit häufig im Sudan vor. Derzeit gibt es jedoch kein funktionierendes staatliches Labor, das einen Krankheitsausbruch frühzeitig feststellen und Alarm schlagen könnte.
"Dass die Toten nicht würdevoll begraben werden können, erschwert das Leid der Familien in Khartum zusätzlich. Und zu all den Sorgen, Ängsten und dem Schmerz kommt nun noch eine Gesundheitskrise", sagte Dr. Bashir Kamal Eldin Hamid, Direktor für Gesundheit und Ernährung bei Save the Children im Sudan. "Das Gesundheitssystem im Sudan hängt am seidenen Faden: Krankenhäuser schließen, weil keine Ärzte mehr da sind, es gibt zu wenig Medizin, Vorräte wurden geplündert, und in den wenigen noch offenen Krankenhäusern ist das Personal völlig überlastet."
Seit Beginn der Kämpfe am 15. April wurden zahlreiche Krankenhäuser im Sudan angegriffen oder von bewaffneten Gruppen besetzt. Landesweit sind von den 89 Hauptkrankenhäusern 71 außer Betrieb, die übrigen arbeiten nur eingeschränkt, so Save the Children. Millionen von Kindern und ihren Familien fehle dadurch der Zugang zu wichtigen Behandlungen. Seit April gab es nach UN-Angaben mindestens 53 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen von Krankenhäusern bis hin zu Rettungswagen, insgesamt elf Menschen kamen dabei ums Leben. Das sind nur die verifizierten Angriffe.
Save the Children forderte die Konfliktparteien auf, die Kampfhandlungen umgehend einzustellen und auf einen Friedensschluss hinzuarbeiten. Ein Ende der Kämpfe ist die Voraussetzung dafür, dass Kinder und ihre Familien im Sudan überleben und dass das Recht jedes Kindes auf ein gesundes Aufwachsen ohne Gewalt eingehalten wird. Seit Mitte April wurden im Sudan mindestens 2.435 Kinder verletzt oder getötet.
Save the Children arbeitet seit 1983 im Sudan. Aktuell unterstützt die Kinderrechtsorganisation nach eigenen Angaben landesweit mehr als 100 Gesundheits- und Ernährungseinrichtungen, darunter acht mobile Kliniken. Seit Beginn der Kämpfe lieferte Save the Children 37 Tonnen an medizinischen Geräten und Medikamenten und setzte eine große Impfkampagne gegen Krankheiten wie Cholera, Polio und Masern um.
Quelle: www.savethechildren.de