Berlin, 7. März 2024. - Brot für die Welt fordert zum Weltfrauentag, dass sich Deutschland für den Aufbau rechtebasierter sozialer Sicherungssysteme im globalen Süden einsetzt. Frauen leisten laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mehr als 76 Prozent der unbezahlten Sorge- und Pflegearbeit, dreimal so viel wie Männer. Diese unbezahlte Arbeit sei einer der Hauptgründe für Altersarmut bei Frauen.
„In Ländern mit sehr geringer Teilhabe von Frauen und LGBTIQ* auf dem regulären Arbeitsmarkt fallen sie oft durch das Raster der sozialen Sicherungssysteme“, sagt Farina Hoffmann, Gender-Referent:in von Brot für die Welt. „Daher müssen soziale Sicherungssysteme so gestaltet sein, dass Frauen und LGBTIQ* besser als bisher vor Armut geschützt werden.“ Dies funktioniere etwa über steuerfinanzierte Grundsicherung, eine Grundrente oder kostenlosen Zugang zu Gesundheitsversorgung. „Deutschland sollte ärmere Länder beim Aufbau sozialer Sicherung noch ambitionierter und langfristig unterstützen, wenn es seinem Anspruch einer feministischen Entwicklungspolitik gerecht werden möchte.“
Armutsbekämpfung ist eines der Hauptthemen bei der anstehenden 68. Frauenrechtskommission in New York, die am Montag, 11.3., beginnt. Daneben geht es in New York auch um die geschlechtergerechte Stärkung von internationalen Institutionen und der globalen Finanz- und Steuerpolitik. Brot für die Welt erwartet, dass Deutschland seine gewichtige Stimme innerhalb der Vereinten Nationen dafür nutzt, sich weltweit für eine bessere Finanzierung von frauengeführten und Frauenrechts-Organisationen einsetzt. Laut der Organisation AWID fließen bisher nur 0,13 Prozent aller öffentlicher Entwicklungsgelder an solche Organisationen. Nur 0,4 Prozent der öffentlichen Entwicklungsgelder unterstützen direkt Frauen- und LGBTIQ-Projekte. „Dieses massive Ungleichgewicht ist nicht hinnehmbar“, sagt Hoffmann.
Neben dem Ausbau sozialer Sicherungssysteme ist es wichtig, die öffentliche soziale Infrastruktur zu stärken, da nur so die strukturelle Benachteiligung von Frauen und LGBTIQ* beseitigt werden kann. Dabei geht es etwa um Betreuung, Pflege sowie den Zugang zu Bildung und Gesundheit. Hier hat auch Deutschland noch Nachholbedarf. Laut aktuellen Zahlen der Bundesregierung wenden Frauen hierzulande täglich 44 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. „Auch in Deutschland gibt es weiterhin sozialstaatliche Anreize, die es attraktiv machen, die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau beizubehalten. Daher begrüßen wir Diskussionen zu einer Reform des Steuerrechts, von der – anders als vom Ehegattensplitting - etwa auch alleinerziehende Frauen profitieren.“
Quelle: brot-fuer-die-welt.de