München. - Die Situation der Menschen im Sudan ist verheerend: 25 Millionen Menschen benötigen Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung. Seit der Eskalation des Konflikts zwischen der sudanesischen Armee und paramilitärischen Milizen vor einem Jahr sind mehr als 8 Millionen Menschen vertrieben worden, rund 1,7 Millionen sind in die Nachbarländer geflohen. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) ruft zu mehr humanitärer Unterstützung für die sudanesische Zivilbevölkerung auf.
Der Bedarf an Unterstützung ist immens. Vor allem besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen und Menschen mit Behinderung sind stark von der Krise betroffen. Für das Jahr 2024 schätzt das
UN-Nothilfebüro OCHA, dass 2,7 Milliarden Dollar benötigt werden, um die Bevölkerung zu unterstützen. Im Jahr 2023 wurden nur 43 % dieses Bedarfs gedeckt.
Sudan: Appell an die Geberländer
„Die humanitäre Krise im Sudan scheint weitgehend übersehen zu werden. Dabei ist der Bedarf riesig", sagt Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin von
Handicap International Deutschland. „25 Millionen Menschen im Sudan brauchen humanitäre Unterstützung. Fast ein Jahr nach Ausbruch des Konflikts am 15. April ist es für uns immer noch sehr schwierig, dort zu arbeiten. Der Zugang zu den verschiedenen Gebieten ist oft nicht möglich und die Finanzierung ist nicht gesichert", erklärt Kipfer-Didavi.
Erbärmliche Bedingungen für sudanesische Flüchtlinge im Tschad
Mehr als 560.000 Menschen haben inzwischen Zuflucht im Osten des Tschad gesucht. Sie leben unter erbärmlichen Bedingungen, da es an Nahrungsmitteln, Wasser, sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung mangelt. Viele sind verletzt und traumatisiert. Um zu verhindern, dass Hunderte von Menschen bleibende Behinderungen davontragen, ist eine medizinische und physiotherapeutische Versorgung unerlässlich. „Zudem brauchen Tausende von Menschen, die durch ihre Erlebnisse traumatisiert wurden, psychologische Unterstützung, um ihr Leben wieder aufzubauen", unterstreicht Kipfer-Didavi. Die Teams von Handicap International arbeiten daran, die lokalen Gesundheitssysteme zu stärken und die Bereiche physische Rehabilitation, psychische Gesundheit und Zugang zu humanitärer Hilfe für Menschen mit Behinderung auszubauen.
„Die Situation ist herzzerreißend“
Allein in der Kleinstadt Adré (Provinz Wadai) ist rund die Hälfte der Geflüchteten untergekommen, über 85 Prozent sind Frauen und Kinder. Mehr als 2.500 Menschen wurden bereits im Krankenhaus in Adré registriert. Die meisten Patienten haben Schusswunden, Knochenbrüche oder komplexe Verletzungen. Mit einer Kapazität von 200 Betten ist die Klinik völlig überlastet. „Was wir in Adré erleben, ist herzzerreißend. Im Krankenhaus sehen wir viele Menschen mit Verletzungen, die manchmal mehrere Tage oder sogar Wochen alt sind und deren Behandlung immer komplizierter wird. Die Menschen sind ausgezehrt und fühlen sich verloren“, berichtet Natoyallah Djimingaye, HI-Physiotherapeutin aus dem Tschad.
Quelle: www.handicap-international.de