"In den kommenden vier Tagen können die San darlegen, warum ihre Umsiedlung illegal ist, ihre einzigartige Kultur und ihre Lebensgrundlage zerstört", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Sollte die Umsiedlung für rechtswidrig erklärt werden, so wäre dies ein großer Sieg für die indigenen Völker Afrikas, deren Landrechte noch massiver als die Rechte der Ureinwohner auf anderen Kontinenten verletzt werden."
"Mehr als 20 San, die die Klage mit unterzeichnet haben, können das Ende des Gerichtsverfahrens nicht mehr erleben, denn sie sind aufgrund der schlechten Versorgung in den Umsiedlerlagern gestorben", berichtete Roy Sesana, der Sprecher ihrer Selbsthilfeorganisation "Ureinwohner der Kalahari" (First People of the Kalahari). "Wir hoffen, dass wir nun bald Gerechtigkeit bekommen, bevor noch mehr von uns sterben." Seine Organisation war für ihren gewaltfreien Protest gegen die Zwangsumsiedlung im Jahr 2005 mit dem "Alternativen Nobelpreis" ausgezeichnet worden.
Mit Drohungen, willkürlichen Verhaftungen, Morden, Folter und anderen Übergriffen verbreiteten Sicherheitskräfte und Behörden seit Jahren ein Klima des Schreckens unter den Ureinwohnern, so die GfbV. Damit solle das Jäger- und Sammler-Volk zum Verlassen seines traditionellen Siedlungsgebietes gebracht werden. Seit 20.000 Jahren leben San in der Kalahari. Nun sollen sie das Gebiet räumen, das in den 60er Jahren zum Wildpark erklärt wurde, da die Behörden um den Wildbestand fürchten und die Versorgung der vereinzelt lebenden Ureinwohner-Gemeinschaften zu aufwändig sei. Kritiker vermuten, dass dies nur vorgeschobene Argumente sind, um einen Abbau von Diamanten-Vorkommen in dem Reservat zu ermöglichen. Umweltschützer betonen, dass sich der Wildbestand in den letzten Jahren nicht verringert habe.
Bereits seit 1986 betreibt die Regierung nach Angaben der GfbV die Vertreibung der Buschleute. Die meisten der insgesamt noch etwa 50.000 San seien bereits in 63 Umsiedlerdörfern außerhalb des Wildparkreservats angesiedelt worden. Ihre traditionelle Lebensweise als Jäger und Sammler hätten die San bereits aufgeben müssen. Mehrfach seien Ureinwohner wegen Jagens verhaftet worden. Um auch die letzten San zum Gehen zu bewegen, sei ihnen seit Februar 2002 kein Wasser mehr in das Reservat gebracht worden. Auch die Stromverbindungen seien gekappt. Wachen verhinderten, dass Rückkehrwillige in die alte Heimat zurück können.