Freiburg (epo). - Wenn am 16. Februar 2005 das Kyoto-Protokoll zur Klimarahmenkonvention in Kraft tritt, ist nach Einschätzung des Öko-Instituts ein wichtiger, wenn auch nur erster Schritt für die globale Klimaschutzpolitik gemacht. "Es gibt keinen Grund zu jubeln. Um das Klima wirklich zu schützen, muss noch viel geschehen", sagte der Energie-Experte am Öko- Institut, Felix Christian Matthes.
"In den nächsten Jahren kommt es vor allem darauf an, die Vereinbarungen von Kyoto umzusetzen. Denn weder die Europäische Union noch Deutschland werden die Ziele im Selbstlauf erreichen", betonte Matthes." Um der eigenen Verantwortung für den Klimaschutz weiterhin gerecht zu werden, will das Öko-Institut ab sofort damit beginnen, die Emissionen aus Flugreisen seiner Mitarbeiter zu kompensieren.
Mit dem Kyoto-Protokoll ist ein System etabliert worden, das den teilnehmenden Staaten feste Vorgaben macht, in welchem Umfang die klimaschädlichen Schadstoffemissionen vermindert oder eingeschränkt werden müssen. Nach Einschätzung des Öko-Instituts lässt sich die globale Erderwärmung aber nur dann stoppen, wenn die Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts weltweit um etwa 50 Prozent sinken.
Die festen Emissionsvorgaben im Kyoto-Protokoll dürften deshalb auch bei den anstehenden Verhandlungen für den Zeitraum nach 2012 nicht aufgeweicht werden, fordert das Öko-Institut. Das Kyoto-Protokoll müsse stattdessen als ein Kern für die Weiterentwicklung des internationalen Klimaschutzregimes bewahrt werden.
"Nachdem die Industrie mit dem europäischen Emissionshandelssystem nur auf minimale Klimaschutzbeiträge verpflichtet werden konnte, sind weitere klimaschutzpolitische Anstrengungen unbedingt notwendig", forderte Felix Christian Matthes.
So werde es in Deutschland darauf ankommen, im anstehenden Klimaschutzprogramm Maßnahmen zu verankern, damit bedeutend weniger klimaschädliche Schadstoffemissionen ausgestoßen werden. Bisher klaffe zwischen dem Emissionsziel für Deutschland in Höhe von etwa 986 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten und der Realität noch eine Lücke von 20 Millionen Tonnen. Mögliche zusätzliche klimapolitische Veränderungen sind aus der Sicht des Öko-Instituts:
- weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Gebäuden und Geräten,
- weitere Maßnahmen zur Verringerung von Treibhausgasemissionen im Verkehr,
- der weitere Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung sowie
- die Weiterentwicklung und Verbesserung des europäischen Emissionshandelssystems.
Das Öko-Institut hat die Bundesregierung und die Europäische Union bei der Einführung des Emissionshandelssystems beratend unterstützt. In weiteren aktuellen Arbeiten forscht das Institut insbesondere zur Weiterentwicklung des Emissionshandelssystems, zur Einführung des Emissionshandels im Luftverkehr, zur Unterstützung der Kraft-Wärme- Kopplung, zu Herkunftsnachweisen für Strom sowie zur Biomassenutzung. Zudem will sich das Institut verstärkt für den Klimaschutz im Verkehrsbereich engagieren und zur Effizienzsteigerung und dem Einsatz alternativer Kraftstoffe und Antriebe im Personen- sowie im Güterverkehr arbeiten.
Mit dem Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls werden auch die so genannten flexiblen Mechanismen "Joint Implementation" und "Clean Development Mechanism" eingeführt. Diese Instrumente erlauben es, eigenen Verpflichtungen zur Emissionsminderung nachzukommen, indem konkrete Projekte im Ausland unterstützt werden. Das Öko-Institut sieht diese neuartigen Ansätze als Chance für neue Handlungsmöglichkeiten und will sie in diesem Sinne auch selbst nutzen.
Das Institut will als eine der ersten Institutionen in Deutschland ab diesem Jahr alle Treibhausgas-Emissionen, die durch Flüge der MitarbeiterInnen entstehen, kompensieren. Dabei werden Investitionsmaßnahmen finanziert, die Treibhausgasemissionen reduzieren und damit die durch die Flüge entstandenen Emissionen aufheben. Die Kompensationszahlungen des Öko-Instituts fließen in hochwertige Minderungsprojekte, die nach dem "Gold Standard" des "World Wide Fund for Nature" (WWF) zertifiziert werden. Dies stelle sicher, dass die Investitionen nicht nur der Umwelt zugute kommen, sondern auch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in den Gastländern der Minderungsprojekte leisten. Ein ähnliches Modell verfolgt das Öko-Institut auch bei den Arbeiten zu Green Goal (TM), dem Umweltprogramm zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006 (TM).
Es wird erwartet, dass für das Jahr 2005 etwa 150 Tonnen Kohlendioxid zu kompensieren sind. Die Kompensationszahlungen sollen in zwei Projekte fließen: Das erste Projekt ist in Südindien geplant. Dort sollen kleine Biogasanlagen im ländlichen Raum eingerichtet werden, deren Gas für das Kochen und für die Beleuchtung verwendet wird. Das andere Projekt ist in Südafrika geplant. Es fördert Solaranlagen zur Warmwasserbereitung und die Wärmedämmung von Wohnhäusern in einer Siedlung für einkommensschwache Familien. Die Abwicklung der Kompensationszahlungen erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Unternehmen "3C Climate Change Consulting GmbH", einer rechtlich eigenständigen Ausgründung der Dresdener Bank, die sich auf die Abwicklung und Vermarktung solcher Kompensationsmaßnahmen spezialisiert hat.