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Aachen (epo.de). - Der vertrauliche Bericht der Weltbank, der am Freitag  an die Öffentlichkeit gelangt ist, zeigt nach Ansicht des katholischen Hilfswerks MISEREOR auf dramatische Weise die Auswirkung von Agrotreibstoffen auf die aktuelle Hungerkrise in vielen Entwicklungsländern. Laut dem Bericht hat die Produktion von "Bio"-Sprit die Lebensmittelpreise deutlich stärker in die Höhe getrieben als bisher angenommen. 

Die Herstellung von Treibstoff aus Pflanzen habe Nahrungsmittel weltweit um bis zu 75 Prozent verteuert, heißt es in dem in der britischen Zeitung "Guardian" veröffentlichten Dokument. Es basiere auf einer detaillierten Analyse des international anerkannten Volkswirts Don Mitchell und stehe im drastischen Widerspruch zu den Einschätzungen der USA, so das Blatt. Diese sähen die Lebensmittelteuerung durch "Bio"sprit bei weniger als drei Prozent.

"Vor diesem Hintergrund erhält die Entscheidung des Europäischen Parlaments nächste Woche zur zukünftige Beimischung von 'Bio'treibstoffen eine ganz besondere Bedeutung", so Hein Brötz, Lateinamerika-Experte bei MISEREOR. Die EU sieht eine verpflichtende Beimischungsquote von 10% von Agrotreibstoffen vom Transportsektor vor.

Dieser Anteil kann nur mit erheblichen Importen erreicht werden. "Die Einfuhren kämen im Wesentlichen aus Ländern des Südens wie Brasilien, Indonesien oder Malaysia. Wird die vorgeschlagene Quote von 10% bestätigt, nehmen die europäischen Politiker das Risiko steigenden Hungers für eine ungehinderte und angeblich umweltbewusstere Mobilität der Europäer in Kauf", so Brötz.

"MISEREOR forderte die deutschen EU-Parlamentarier auf, gegen die verpflichtende Beimischungsquote von 10% zu stimmen. Europa dürfe mit seiner Energiepolitik nicht zu mehr Hunger und Umweltzerstörung in der Welt beitragen.  Statt vermeintlich 'grünem' Sprit im Tank auf Kosten der Armen sind mehr Effizienz und Energieeinsparungen nötig", erklärte Brötz.

Schon vor der Preisexplosion bei Grundnahrungsmitteln seit 2007 hätten ca. 2 Mrd. in Armut lebende Menschen im Durchschnitt 50-80% ihres Einkommens für die tägliche Ernährung ausgegeben. Die rasant gestiegenen Lebensmittelpreise machten Grundnahrungsmittel für unzählige Menschen nun unerschwinglich und verschärften ihre ohnehin schon prekäre Situation.

In Brasilien lag z.B. der Preisanstieg für Bohnen, einem lokalen Grundnahrungsmittel, zwischen April 2007 und April 2008 bei 160%. Hinzu komme, dass mit der Nutzung von Agrotreibstoffen nicht einmal die Erreichung des eigentlichen Ziels, ein positiver Effekt für das Klima, sicher erreicht werden könne. Im Gegenteil: Oft schade die Produktion von Agrotreibstoffen dem Klima mehr, da der monokulturelle Energiepflanzenanbau mit massiven Rodungen und Zerstörung wertvoller Ökosysteme einhergehe.

www.misereor.de

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