studie gfbvBern (epo.de). - Schweizerische Holzeinschlagsfirmen, die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und Intercooperation wollen im Kongobecken neue Wege gehen, um die Waldvölker in die kommerzielle Holznutzung einzubeziehen. Damit könne "Armut nachhaltig bekämpft und der Regenwald langfristig besser geschützt werden", teilte die GfbV am Donnerstag in Bern mit. Wie dies konkret erfolgen soll, zeigt eine Studie, die die GfbV Schweiz und die Stiftung Intercooperation jetzt vorgelegt haben.

Die Studie wurde vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit in Auftrag gegeben und von der Stiftung "Kunst für den Tropenwald" unterstützt. "Free, Prior and Informed Consent (FPIC)" heißt das Konzept, das neue Wege bei der Nutzung natürlicher Ressourcen in armen Ländern aufzeigen soll.

Gerade im afrikanischen Kongobecken, dem zweitgrössten Regenwaldgebiet der Erde, ist die kommerzielle Holznutzung konfrontiert mit unterschiedlichsten Ansprüchen diverser staatlicher, privater und indigener Akteure in Bezug auf ökologische, soziale, wirtschaftliche und auch politische Fragen. Dabei sind es meist die ursprünglichen Bewohner dieser Gebiete, die am wenigsten von den wirtschaftlichen Aktivitäten internationaler Holzfirmen profitieren können.

Für einen Großteil der Bevölkerung im Kongobecken sind die "grünen Lungen" ihr Lebensraum, die Quelle wichtiger Produkte und eines Grossteils ihres Einkommens. Gleichzeitig stellen die Tropenwälder einen bedeutenden wirtschaftlichen Wert dar, welcher von der Holzindustrie seit der ruhigeren politischen Lage verstärkt genutzt wird. Die lokale Bevölkerung nimmt die Firmen oftmals als Eindringlinge wahr, die den Wald ohne ihr Einverständnis nutzen.

Die Holzindustrie ihrerseits verweist auf die von ihr bei der staatlichen Regierung erworbenen Nutzungskonzessionen, die in der Regel keine Beteiligung oder Mitsprache der Waldbevölkerung vorsieht. "Solche Interessenskonflikte zwischen den Holzfirmen und der lokalen Bevölkerung haben verheerende Folgen für Mensch und Natur im Kongobecken", so die GfbV.

Eine zukunftsorientierte Lösung zur Erhaltung der Wälder im Kongobecken bedingt eine Zusammenarbeit zwischen den Holzfirmen und der lokalen Bevölkerung. Der zielorientierte Ansatz des "Free, Prior and Informed Consent" ist für die beteiligten Organisationen ein erfolgsversprechendes Konzept, um die Interessenskonflikte zwischen den beteiligten Akteuren zu überwinden.

In Kooperation mit der Menschenrechtsorganisation Gesellschaft für bedrohte Völker und Intercooperation, finanziert durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und der Stiftung Kunst für den Tropenwald - haben Ethnologen fünf Holzfirmen in der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo und Gabun besucht und die Interessenskonflikte zwischen der lokalen Bevölkerung und den Holzfirmen analysiert.

Die vorliegende Studie zeigt erstmals konkrete Lösungsansätze auf, wie die Konflikte zwischen wirtschaftlichen Akteuren, der Waldbevölkerung und dem Staat angegangen werden können und wie den dort lebenden Menschen ihr Selbstbestimmungsrecht zurückgegeben werden kann. Die Umsetzung der Empfehlungen der Studie soll einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Waldbewirtschaftung leisten, welche sicherstellt, dass die Interessen der Waldbevölkerung bei der Nutzung einbezogen werden.

Das Konzept des "Free, Prior and Informed Consent" wird zurzeit im Rahmen der UNO intensiv diskutiert und ist in der Erklärung zu den Rechten der indigenen Völker und in der Indigenenkonvention ILO 169 verankert. Die Studie versteht sich auch als Beitrag, wie dieses Konzept in der Realität umgesetzt werden kann.

Der ausführliche englische Bericht kann auf www.gfbv.ch und auf www.tropicalforests.ch heruntergeladen werden oder als Publikation bei der Gesellschaft für bedrohte Völker und der Stiftung Intercooperation (www.intercooperation.ch) bestellt werden. Die französische Version des Berichts wird ab Ende Oktober 2008 ebenfalls erhältlich sein.

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