Köln (DWJN). Vor einem "unkritischen Technikoptimismus" in den Debatten des Weltinformationsgipfels WSIS hat die Bochumer Medienwissenschaftlerin Annette Massmann gewarnt. Es fehle ein kritischer Diskurs über die sich ausbildende globale Netzwerkgesellschaft - ihr Beziehungsgeflecht aus Macht, Technik, Information und Kapital. Stattdessen werde der unkonkrete Begriff der "Informationsgesellschaft" verwendet und nicht hinterfragt.

Anlässlich der Jahrestagung des Dritte-Welt-Journalisten-Netzes (DWJN) am 20. November in Köln kritisierte Massmann, man könne nicht "von einer per se Egalität und Demokratie fördernden Wirkung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (NIKT)" ausgehen. Wo es keine demokratischen Organisationen gebe, würden sie nicht allein durch das Internet entstehen.

Die einst konfliktreichen Diskurse über globale Kommunikation seien jetzt konsensorientiert, sagte Massmann. Während es in den 70er Jahren innerhalb der UNESCO heftige Auseinandersetzungen um eine Neue Weltinformations- und Kommunikationsordnung gegeben habe, sei der Weltinformationsgipfel, der 2005 in die zweite Konferenzrunde in Tunis geht, geprägt von einer "Politik der runden Tische", analysierte Annette Massmann. Mit dem "Multistakeholder-Ansatz", der Kooperation von UN, Regierungen und "Zivilgesellschaft", würden gesellschaftliche Organisationen eingebunden in den herrschenden Diskurs über die Informationsgesellschaft und tendenziell vereinnahmt für das diffus bleibende gemeinsame Ziel "Entwicklung für alle".

Bei der DWJN-Mitgliederversammlung, die der öffentlichen Diskussionsveranstaltung zum Weltinformationsgipfel vorausging, wurde der bisherige Vorstand mit Emanuel Matondo, Konrad Melchers, Bärbel Röben, Karin Tanz und Martin Zint wieder gewählt. Zum Arbeitsprogramm für 2005 gehören Projekte zur Förderung von MigrantInnen in den Medien und die Fortführung des Arbeitkreises "Medien und Konflikt". Der Wettbewerb für entwicklungspolitische Fotos und Karikaturen, der auf große Resonanz gestoßen war, wird nächstes Jahr erneut ausgeschrieben.

Dem 1989 gegründeten Verein gehören rund 140 entwicklungspolitisch engagierte Journalistinnen und Journalisten an. Sie setzen sich für Inhalte und Strukturen einer Berichterstattung ein, die zur Verständigung zwischen Menschen aus Nord und Süd beiträgt.

 Dritte Welt JournalistInnen Netz (DWJN)


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