Kolumbien

Aachen/Stuttgart/Freiburg (epo.de). - Mehrere kirchliche Hilfswerke haben Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem "kritischen Dialog" mit Kolumbiens Präsident Alvaro Uribe Vélez aufgerufen. Die kolumbianische Regierung sei mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen, erklärten MISEREOR, Brot für die Welt, der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und Caritas international am Donnerstag. Uribe trifft am Samstag zu einem Staatsbesuches in Berlin ein. Die Hilfsorganisationen fordern "ein Ende der Gewalt sowie den Schutz der Zivilbevölkerung in Kolumbien".

"Wenn die Bundeskanzlerin und die Parteispitzen sich mit Präsident Uribe treffen, müssen Menschenrechtsfragen ein zentrales Thema sein", sagte die Kolumbien-Referentin des katholischen Hilfswerkes MISEREOR, Susanne Breuer. "In Kolumbien werden noch immer massiv Menschenrechte verletzt und die kolumbianische Regierung ist dafür mit verantwortlich. Seit Jahren berichten unsere Partner von Morden an Zivilisten durch das Militär. In den vergangenen Monaten wurde diese skandalöse Praxis von den kolumbianischen Medien ans Tageslicht gebracht. Jetzt müssen diese Verbrechen von zivilen Gerichten verfolgt werden, um die vorherrschende Straflosigkeit zu überwinden."

In den letzten fünf Jahren hätten die Menschenrechtsverletzungen nach offiziellen Angaben abgenommen, so die Hilfswerke. Aber in vielen Regionen gebe es nach wie vor systematische Gewalt und Vertreibung, "die auf das Konto der Paramilitärs, der Guerilla und der staatlichen Sicherheitskräfte gehen". Die kolumbianische Regierung spreche davon, dass der Konflikt überwunden sei. Doch seit April vergangenen Jahres habe sich die Situation verschärft und viele Partnerorganisationen der Hilfswerke stünden permanent unter Druck. "Im Dezember 2008 haben viele Staaten die Menschenrechtslage in Kolumbien vor dem Menschenrechtsrat in Genf kritisiert und Empfehlungen ausgesprochen. Diese gilt es jetzt vom kolumbianischen Staat einzufordern", erklärte Karen Neumeyer vom evangelischen Hilfswerk Brot für die Welt.

Im Hinblick auf die geplanten Gespräche mit Wirtschaftsvertretern in Berlin betonten die Hilfswerke, Menschenrechtsverletzungen und Vertreibungen stellten in Kolumbien auch für die Wirtschaft eine Herausforderung dar. In vielen Fällen stünden diese in Zusammenhang mit wirtschaftlichen Interessen an Land und Boden, wie zum Beispiel der wachsenden Ölpalmproduktion in der Pazifikregion.

Die Opfer der Gewalt sind oft Menschen, die sich für sozialen Wandel einsetzen, aber auch einfache Kleinbauern. Erst im Dezember, berichten die Hilfswerke, wurde ein Vertreter der Indigenenorganisation CRIC aus dem Süden Kolumbiens an einer Straßensperre von der Polizei getötet. Nach wie vor seien in Kolumbien auch Gewerkschafter extrem gefährdet. Die Zahl der Morde an Gewerkschaftern sei im letzten Jahr wieder gestiegen.

 


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