Conakry/Berlin (epo.de). - In Guinea haben die Militärmachthaber am Sonntag die Armee in Alarmbereitschaft versetzt, um einen mutmaßlichen Putschversuch zu vereiteln. Nach Angaben des von der Junta eingerichteten Nationalrats für Entwicklung und Demokratie (CNDD) drohten von Drogenkartellen finanzierte Kämpfer von der benachbarten Casamance (Senegal) und Guinea-Bissau aus das Land anzugreifen. Oppositionelle und Gewerkschafter sprachen hingegen von einem Ablenkungsmanöver der Militärjunta vor den für den Herbst geplanten Wahlen.
Nach Darstellung des CNDD seien feindliche Truppen an den Grenzen aufmarschiert, um Guinea anzugreifen. Sie würden von Drogenkartellen finanziert, die nach dem Militärputsch im Dezember 2008 durch Juntachef Hauptmann Moussa Dadis Camara zerschlagen worden seien. Zu den Drogenbossen soll auch der Sohn des früheren Diktators Lansana Conté gehören, den Camara nach seiner Machtübernahme verhaften ließ, obwohl er mit ihm die Militärakademie besucht hatte.
Der langjährige Machthaber Lansana, dem Korruption im großen Stil vorgeworfen wurde, war im Dezember gestorben. Camara nutzte das Machtvakuum für seine Machtübernahme, setzte die Verfassung außer Kraft und begann eine Antikorruptionskampagne, in deren Verlauf zahlreiche Menschen verhaftet wurden, darunter auch hochrangige Militärs. Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf den Soldaten Camaras vor, dabei Zivilisten ausgeraubt und misshandelt zu haben.
Oppositionspolitiker und Gewerkschafer zogen die Berichte über einen Umsturzversuch in Zweifel. Die Militärs wollten damit vor den für Oktober geplanten Parlamenstwahlen demonstrieren, wie wichtig sie für das Land seien. Guinea gilt neben Guinea-Bissau als Drehkreuz für Drogenschmuggler, die Kokain aus Lateinamerika nach Europa verschiffen und zahlreiche Politiker, Militärs und Beamte zu diesem Zweck korrumpiert haben.
de.wikipedia.org/wiki/Guinea