Bonn (epo.de). - Die zunehmende Konkurrenz unter Mikrofinanz-Institutionen hat in einigen Ländern dazu geführt, dass einzelne Kreditnehmer innerhalb der armen Bevölkerung mehrere Darlehen erhalten haben - und sich damit überschulden. Die Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit will jetzt Maßnahmen ergreifen, um einer Überschuldung ihrer Kunden frühzeitig entgegenzuwirken.
Bei einer Konferenz von
Oikocredit-Mitarbeitern aus fast 70 Ländern in der philippinischen Hauptstadt Manila wurde die Gefahr einer zunehmenden Überschuldung mit Besorgnis zur Kenntnis genommen. Oikocredit ist weltweit einer der größten privaten Finanziers von Mikrokredit-Programmen. Obwohl bisher nur wenige Oikocredit-Darlehensnehmer von der Problematik betroffen seien, kündigte die Entwicklungsgenossenschaft jetzt Gegenmaßnahmen an.
Das Mikrofinanzwesen ist in den letzten Jahren mit gewaltigem Tempo gewachsen. Zwar gibt es weiterhin viele Millionen Menschen, denen keine Finanzdienstleistungen zur Verfügung stehen, aber in einigen Ländern, und dort vor allem in Städten, bieten inzwischen zahlreiche Mikrofinanz-Institutionen (MFI) ihre Dienste an. Dies führt zu verstärktem Wettbewerb, und es kommt vor, dass verschiedene Institutionen um die gleichen Kunden werben. Oikocredit-Regionalbeauftragte berichteten in Manila von einzelnen Klienten, die Darlehen bei drei oder mehr verschiedenen MFI erhalten hatten. Diese mehrfache Kreditaufnahme führe nicht selten zur Überschuldung.
Als ein Mikrofinanzier mit sozialer Ausrichtung sorgt Oikocredit sich wegen der Folgen, die diese Entwicklung für den Mikrofinanzmarkt und insbesondere für die Kreditnehmer hat. "Kredite eröffnen einen Ausweg aus der Armut – solange eine Rückzahlung möglich ist. Wenn aber die Rückzahlung zu einer unüberwindlichen Belastung wird, geraten die Kreditnehmer in eine immer heiklere Situation. Wir möchten nicht, dass MFI und ihre Kunden in diese Falle gehen. Organisationen, die finanzielle Mittel bereitstellen, haben eine extrem wichtige Verantwortung", sagte Tor Gull, Geschäftsführer von Oikocredit International.
Die Oikocredit-Mitarbeiter der 33 Länder- und Regionalbüros wollen jetzt mit den rund 530 MFI-Partnern erörtern, wie sich die Überschuldung rechtzeitig verhindern lässt. Hierzu gehöre unter anderem, dass die MFI, die im gleichen Gebiet arbeiten, untereinander mehr Transparenz über ihre Aktivitäten herstellen.
Oikocredit ist eine genossenschaftliche Finanzierungseinrichtung, die Mikrofinanz-Institutionen, Genossenschaften und kleine und mittlere Unternehmen in Entwicklungsländern durch Kredite und Kapitalbeteiligungen unterstützt, um soziale Veränderungen herbeizuführen. Oikocredit hat zurzeit rund 780 Darlehen (Gesamtumfang: ca. 360 Millionen Euro) in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie Mittel- und Osteuropa vergeben. Allein über die Mikrofinanz-Institutionen erreicht Oikocredit rund 17,5 Millionen Menschen und ihre Familien.
www.oikocredit.org