global_peace_logo_150London (epo.de). - Die globale Wirtschaftskrise hat in einigen Ländern zu stark gestiegenen Mordraten, einer wachsenden Zahl gewalttätiger Demonstrationen sowie zunehmender Angst vor Kriminalität geführt. Generell sei die Gewaltbereitschaft in der Welt im zweiten Jahr in Folge gestiegen, heißt es im Global Peace Index (GPI), der am Dienstag in London veröffentlicht wurde.

Im Angesicht der weiterhin schwächelnden globalen Wirtschaftslage verweisen die diesjährigen Daten auf eine gesteigerte Konfliktintensität und wachsende Instabilität, so die Studie. Die steigende Gewalt entziehe der globalen Wirtschaft Vermögen zu einem Zeitpunkt, wo sie dieses am notwendigsten hätte. Ein 25-prozentiger Rückgang der weltweiten Gewaltrate würde jährlich bis zu 1,8 Billionen US-Dollar freisetzen – genug, um Griechenlands Schulden zu decken, die Vollendung der Millennium Development Goals (MDG) zu finanzieren sowie die 20-20-20 Klima- und Energieziele zu erreichen.

Der GPI, initiiert durch das australische Institute for Economics and Peace (IEP), ist die einzige Studie ihrer Art mit dem Ziel, die globale Friedfertigkeit zu messen. In diesem Jahr erfasst die Studie 149 unabhängige Staaten, denen im Zuge der Vorgaben des GPI ein Rang zugewiesen wurde. Anhand von 23 qualitativen und quantitativen Indikatoren misst der GPI sowohl interne als auch externe Faktoren, wie etwa Militärausgaben, Beziehungen mit Nachbarstaaten oder das Niveau der Gewaltverbrechen.

"Die Recherchen des IEP, basierend auf den GPI-Daten der vergangenen vier Jahre, belegen, dass eine Verbesserung der Friedfertigkeit die globale Wirtschaft verändern kann und jene Reichtümer freisetzt, die gebraucht werden, um Schulden zu begleichen, wirtschaftliche Expansion zu finanzieren und ein nachhaltigeres Umfeld zu schaffen", sagte Steve Killelea, Gründer des GPI.

Neuseeland, Spitzenreiter des GPI, ist eines von nur drei Ländern der Top Ten, die es geschafft haben, im diesjährigen Index die Friedfertigkeit ihres Landes zu verbessern. Island belegt durch die Stabilisierung der Wirtschaft den zweiten Platz, nachdem das Land im vergangenen Jahr auf Rang 4 abrutschte. Diese Verbesserung demonstriere die Stabilität friedfertiger Nationen, so die Studie. Deutschland liegt auf dem 16. Rang des GPI.

Professor Jeff Sachs, Direktor des Earth Institute der Columbia University, kommentierte die Ergebnisse folgendermaßen: "Der GPI setzt seine Pionierarbeit fort, indem er das Augenmerk der Welt auf die gewaltigen wirtschaftlichen Ressourcen lenkt, die wir durch Gewalt und Konflikte verschwenden. Die Zahl an Menschenleben sowie das Geld, das wir für Kriege, Inhaftierungen, Waffensysteme, Waffenhandel und dergleichen mehr verschwenden, könnte darauf verwendet werden, die Armut zu beenden, Bildung zu fördern und die Umwelt zu schützen. Der GPI richtet unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf diese essentiellen Themen, sondern hilft uns, diese zu verstehen und produktiv in eine friedlichere Welt zu investieren."

Trotz des globalen wirtschaftlichen Abschwungs haben der Nahe Osten und Nordafrika sowie das subsaharische Afrika seit Beginn der Recherchen im Jahr 2007 die meisten Plätze gutgemacht. Die Gründe hierfür variieren. Sie resultieren laut der Studie neben einer größeren politischen Stabilität und einem Rückgang der Militärausgaben im Nahen Osten und Nordafrika aus einem erschwerten Waffenzugang, einer verminderten Konfliktbereitschaft sowie im Falle von Subsahara-Afrika von verbesserten Nachbarschaftsbeziehungen mit angrenzenden Staaten.

Im Gegenzug verzeichnete der Süden Asiens den größten Abstieg der Friedfertigkeit als Ergebnis vermehrter Verwicklungen in Auseinandersetzungen und einer gestiegenen Todesrate aufgrund interner Konflikte und Menschenrechtsverletzungen. Indien, Sri Lanka und Pakistan waren dabei von dieser Entwicklung am meisten betroffen. Im Jahresvergleich erlebte Lateinamerika den stärksten Anstieg der Gewaltbereitschaft durch vermehrte interne Gewalt, Morddelikte und einer erhöhten wahrgenommenen Kriminalität.

"Diese Forschungsdaten verweisen deutlich auf die starke positive Beziehung zwischen Frieden und Faktoren, die entscheidend sind für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung - dazu gehören Marktgröße, Kostenstrukturen und Gewinne", sagte Georg Kell, Executive Director des United Nations Global Compact. "Wirtschaftsführer wären gut beraten, diese Daten zu bedenken, wenn sie ihre strategischen und operativen Pläne erstellen und über Investitionen entscheiden."

Die Vereinigten Staaten verbesserten ihre Punktzahl, rutschten aber aufgrund der Einbeziehung neuer Länder und der neuen Gewichtung bei der Anzahl schwerer Waffen auf dem Index drei Plätze nach unten. Abgesehen von methodischen Veränderungen nahm die Friedfertigkeit in den USA seit Beginn der Studie in einem nie erlebten Maße zu, was sich auf die gesteigerte politische Stabilität und eine gesunkene Zahl an Todesfällen durch externe Konflikte zurückführen lässt.

Westeuropa bleibt weiterhin die friedfertigste Region, mit der Mehrzahl seiner Länder auf den Plätzen 1-20. Alle fünf skandinavischen Länder haben einen Platz in den Top Ten. Dennoch rutschte Dänemark um fünf Plätze auf Rang 7 ab. Gründe dafür sind die sinkende Achtung der Menschenrechte sowie die andauernde Beteiligung am Afghanistan-Konflikt.

Der Irak, Somalia und Afghanistan wurden zum zweiten Jahr in Folge als die am wenigsten friedfertigen Länder eingestuft. Syrien, Georgien, die Philippinen, Russland und Zypern waren die Verlierer der diesjährigen Studie.

Der GPI wurde von Steve Killelea, einem internationalen Technologie-Entrepreneur und Philanthrop aus Australien, ins Leben gerufen. Der GPI ist Teil des Institute for Economics and Peace, einer weltweit agierenden Ideenschmiede, die sich der Erforschung und Förderung der Beziehungen von Wirtschaft und Frieden verschrieben hat. Ein internationales Gremium von Experten der Friedensforschung berät über die Identifizierung und Gewichtung der Indikatoren des GPI, der durch das Economist Intelligence Unit zusammengestellt wird.

www.visionofhumanity.org

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