aertze_o_gBerlin (epo.de). - Ärzte ohne Grenzen hat am Donnerstag die weltweite Kampagne "Europa! - Hände weg von unseren Medikamenten!" gestartet. Sie richtet sich gegen verschiedene Versuche der Europäischen Union (EU), den Zugang zu lebensrettenden generischen Medikamenten für Menschen aus ärmeren Ländern einzuschränken. Die Kampagne beginnt anlässlich der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen, das die Europäische Kommission mit Indien abschließen will.

"Wir sind auf den Zugang zu kostengünstigen Generika, wie sie in Indien produziert werden, angewiesen, um verschiedenste Krankheiten behandeln zu können. Wir kaufen 80 Prozent unserer HIV/Aids-Medikamente in Indien. Das sind Medikamente, die heute 160.000 Menschen am Leben erhalten", erklärte Unni Karunakara, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen. "In ihrem Interesse können wir nicht schweigen, während die EU dabei ist, die Türen für die Medikamentenversorgung zu verschließen - sei es für die Produktion generischer Medikamente, ihre Zulassung oder den Transport zu Patienten in andere Teile der Welt. Darum starten wir heute diese Kampagne und fordern: 'Europa! - Hände weg von unseren Medikamenten!'"

Das EU-Indien-Freihandelsabkommen sei nur einer von vielen Angriffen der Europäischen Kommission auf die Generika-Produktion, so Ärzte ohne Grenzen. Auch mit anderen bilateralen Handelsabkommen gefährde die EU die Produktion von sicheren, effektiven und kostengünstigen Medikamenten, indem sie strengere geistige Eigentumsrechte einfordere, als nach internationalem Recht erforderlich sei.

"Die Europäer nehmen uns damit die Medikamente aus den Händen", sagte Marius Müller, medizinische Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Kenia. "Weil Generika für uns bezahlbar sind, können wir immer mehr Menschen mit HIV/Aids-Medikamenten behandeln. Dies bedeutet Hoffnung für unsere Patienten, die so wieder arbeiten gehen und ihre Kinder großziehen können. Aber wenn Europa seinen Willen durchsetzt und den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten versperrt, riskieren wir den Erfolg der vergangenen fünf Jahre."

Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigte, dass bis zu 90 Prozent der zuverlässigen HIV/Aids-Medikamente, die von internationalen Gebern wie den europäischen Regierungen im Jahr 2008 gekauft wurden, von Generika-Produzenten in Indien stammten. Für Millionen Menschen, die derzeit eine Behandlung erhalten oder auf diese warten, wäre es katastrophal, den Zugang zu diesen kostengünstigen Medikamenten zu verhindern, betont Ärzte ohne Grenzen.

"Der EU sind offensichtlich die Interessen der Pharmaindustrie wichtiger als das Leben der Menschen in ärmeren Ländern", kritisierte Oliver Moldenhauer, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Gruppen fordern wir von der EU diese Politik zu beenden."

www.aerzte-ohne-grenzen.de

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