Bensheim (epo). - Die Christoffel-Blindenmission (CBM) hat Medienberichten widersprochen, denen zufolge mit einer Vorstufe von Vitamin A gentechnisch angereicherter Reis ("Golden Rice") zur Verhütung von Kinderblindheit beitragen könne. Die bisherigen Ergebnisse liessen noch zu viele Fragen offen, erklärte der Direktor der Christoffel-Blindenmission, Martin Georgi. Die durch die Berichte verbreitete Euphorie könne man bei der CBM, der weltweit größten Fachorganisation auf dem Gebiet der Blindheitsheilung und -verhütung, nicht nachvollziehen.
"Wir finden den Einsatz von gentechnisch verändertem Reis zur Verhütung von Blindheit aufgrund von Vitamin-A-Mangel zurzeit nicht sinnvoll", sagte Georgi. So sei bislang ungeklärt, ob durch eine mögliche Verdrängung einheimischer Sorten letztendlich nicht die biologische Vielfalt beeinträchtigt werde.
Georgi gab außerdem zu bedenken, dass gentechnisch veränderter Reis nur dann eine Lösungsergänzung sein könne, wenn er auch für arme Menschen erschwinglich sei. In den armen Ländern der Welt schränkten Unterernährung und Durchfall die Aufnahme der Vitamine zudem erheblich ein. "Die Unbedenklichkeit von Golden Rice ist noch nicht durch Langzeittests bestätigt. Gegen Krankheit und Mangelernährung sollten daher zuerst einmal verstärkt natürliche Ressourcen - wie das vitaminreiche Palmöl - genutzt werden. Weitere Basisforschung und Aufklärungsarbeit im Bereich Nahrung und Gesundheit können günstige Alternativen zur Gentechnik sein", so Georgi.
Die Christoffel-Blindenmission legt in ihren Programmen großen Wert darauf, dass vor allem Mütter über ausgeglichene - und vitaminreiche Ernährung informiert werden. Im Akutfall, z.B. bei Masern, helfe schnell und zuverlässig nur die Vergabe von Vitamin-A-Kapseln, um Kleinkinder vor lebenslanger Blindheit zu bewahren. Pro Jahr würden in den CBM-geförderten Projekten mehrere hunderttausend dieser Kapseln verteilt.
Weltweit leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 250 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Vitamin-A-Mangel. Bis zu 500.000 Kleinkinder erblinden jährlich daran. Viele der Kinder mit dem höchsten Risiko leben in Südostasien, wo Reis das tägliche Grundnahrungsmittel darstellt.