Zürich. - Gemeinsam mit Partnern in Sambia, Frankreich und Kanada hat die Schweizer Entwicklungsorganisation Erklärung von Bern (EvB) offiziell Beschwerde gegen das Unternehmen Glencore eingereicht. Sie wurde beim "nationalen Kontaktpunkt" der OECD-Richtlinien für multinationale Konzerne deponiert, der in der Schweiz beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) angesiedelt ist. Dem Rohstoffkonzern mit Sitz in der Schweiz werden "massive Manipulationen und Buchführungstricks in Sambia" vorgeworfen.
Die EvB spricht von "skandalösen Steuervermeidungspraktiken in Sambia" durch Glencore. Trotz hoher Kupferpreisen habe die Glencore-Tochter Mopani "in den letzten Jahren immer nur Verluste ausgewiesen und deshalb nie Gewinnsteuern bezahlt". Minderheitsaktionäre an der Kupfermine, an der Glencore 73,1 Prozent halte, seien die kanadische Bergbaufirma First Quantum und der sambische Staat. Die Beschwerde der EvB und ihrer Partner stützt sich auf ein Audit der Buchprüfungsfirmen Grant Thornton und Econ Pöyry, das im Auftrag der sambischen Steuerbehörden mit Unterstützung Norwegens durchgeführt worden sei.
Zu den auffälligsten Unregelmässigkeiten, so die EvB, gehören die "darin untersuchten, weil unerklärlich aufgeblasenen Betriebskosten von Mopani". Allein für das Jahr 2007 hätten die Buchprüfer für 380 Millionen Dollar keinerlei plausible Erklärung gefunden. Dazu kämen im Vergleich mit anderen Minen viel zu niedrige Kobalterträge und Verkaufspreise für Kupfer, die weit unter dem internationalen Referenzpreis gelegen hätten. Da Glencore fast alleiniger Abnehmer der Minenproduktion von Mopani sei, stellten die zu tiefen Kupferpreise eine eklatante Verletzung des "Arm’s Length Principle" der OECD dar.
"Die dort festgeschriebene Pflicht auch im firmeninternen Handel Marktpreise zu verrechnen, soll genau das vermeiden, was Glencore während Jahren getan hat: Durch systematische Unterfakturierung ein rohstoffreiches Entwicklungsland um seine Einnahmen zu bringen", erklärte die EvB.
Sambia ist eines der ärmsten Länder der Welt. Die von Glencore im Jahr 2000 ausgehandelten "Royalties" (Förderabgaben) hätten, so die EvB, "lange bei weltrekord-tiefen 0,6 Prozent" gelegen. Es sei deshalb offensichtlich, "dass Glencore diesen Staat und seine Bevölkerung durch zynische Buchführungstricks um ihre Früchte des Kupferbooms bringt". Die EvB fordert, dass die Glencore-Tochter Mopani in angemessenem Umfang Nachsteuern zahlt, ab sofort auf jegliche Manipulationen verzichtet und die sambischen Steuergesetze respektiert.
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