fairtrade_100Bonn. - Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland haben im Jahr 2010 Fairtrade-gesiegelte Produkte im geschätzten Wert von rund 340 Millionen Euro gekauft. Dies bedeute ein Wachstum von 27 Prozent, erklärte der gemeinnützige Verein TransFair bei der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Bonn. "Mit ihrem Kaufverhalten können sich Menschen in Deutschland aktiv für bessere Lebens- und Umweltbedingungen in den Ländern des Südens einsetzen", sagte TransFair-Vorstand Heinz Fuchs.

Auch Handel und Hersteller setzen sich Transfair zufolge immer stärker mit sozialer Unternehmensverantwortung auseinander. In Deutschland böten mehr als 180 Lizenznehmer in über 30.000 Supermärkten, Bioläden und Weltläden sowie rund 18.000 gastronomische Einrichtungen Fairtrade-Produkte an.

"Seit Jahren arbeiten wir kontinuierlich daran, neue Partner zu gewinnen und das Siegel und die Fairtrade-Idee in den Regalen und für die Verbraucher sichtbar zu machen. Mit Erfolg: Nach der neusten Verbraucherumfrage kennen bereits 77 Prozent der Befragten das Fairtrade-Siegel und 93 Prozent halten es für vertrauenswürdig", sagte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Fairtrade-Kaffee legte 2010 um rund 26 Prozent zu. Der Absatz der braunen Bohnen stieg auf über 7.200 Tonnen. Die stärksten Zuwächse verzeichnete der Außer-Haus-Markt mit einem Plus von 49 Prozent.

Neben Kaffee sind besonders Fairtrade-Rosen im Handel gefragt: Ihr Absatz wuchs TransFair zufolge gegenüber 2009 um zehn Prozent. Mit gut 72 Millionen Stielen umfasst ihr Marktanteil rund 2,4 Prozent. Die Nachfrage nach Fairtrade-Fruchtsäften stieg um 18 Prozent auf knapp sieben Millionen Liter. Zusätzlich stieg der Absatz von Limonaden und Eistees mit Fairtrade-Bestandteilen auf rund 283.000 Liter. 2,6 Millionen Einzelstücke aus Fairtrade-Textilien wurden 2010 verkauft, ein Plus von 29 Prozent. Auch Wein aus Fairem Handel wurde verstärkt nachgefragt: Über eine Million Liter wurden im letzten Jahr abgesetzt, das entspricht einem Zuwachs von 61 Prozent.

Obwohl die Länder der sogenannten Dritten Welt kaum zum Klimawandel beigetragen haben, sind die Auswirkungen gerade dort besonders stark. Die ohnehin schwierigen Lebensbedingungen der dortigen Bevölkerung werden durch sich häufende Naturkatastrophen und extreme Klimabedingungen noch prekärer. Den wenigsten Verbraucherinnen und Verbrauchern ist bewusst, welchen Einfluss die Wahl ihrer Produkte auf diese Entwicklung hat.

Das neue Serviceangebot der Zertifizierungsgesellschaft FLO-Cert GmbH setzt hier an: "Mit Hilfe der neuen Klimawandel-Serviceleistungen möchten wir den Kleinbauernfamilien helfen, die international zur Verfügung stehenden Kompensations- und Finanzierungsinstrumente zur Bekämpfung des Klimawandels zu nutzen, und dabei gleichzeitig Händlern und Verkäufern im Fairtrade-System die Gelegenheit geben, ihre CO2-Emissionen innerhalb des Fairtrade-Systems zu kompensieren", sagte Rüdiger Meyer, Geschäftsführer der FLO-Cert GmbH.

Kaffee ist traditionell das wichtigste Fairtrade-Produkt. Er wird von über 444.000 Bäuerinnen und Bauern auf drei Kontinenten angebaut. 2011 sind die Preise für Arabica-Kaffee auf ein 14-Jahreshoch gestiegen. Gründe dafür sind Finanzspekulationen, geringere Erntemengen wegen veränderter Wetterbedingungen und mangelnder Investitionen in Anbauflächen bei gleichzeitig steigender Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Kaffeebohnen.

"Was die Produzenten vor Ort jetzt besonders brauchen, ist Know-How", so Dieter Overath, "nur so kommen die hohen Preise auch wirklich bei ihnen an. Wir müssen sie darin fördern, selbständig und nachhaltig mit den Risiken und Ansprüchen des Marktes umgehen zu können." Die aktuell überarbeiteten Standards von Fairtrade International (FLO) gehen im Kaffee-Aktionsplan auf diese neue Situation ein. Neben der Anhebung des Mindestpreises als Sicherheitsnetz für Preiseinbrüche und der erhöhten Fairtrade-Prämie sind verstärkt Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen vorgesehen.

www.fairtrade-deutschland.de

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