medicoFrankfurt. - Die Hilfsorganisation medico international hat dem Textildiscounter KiK vorgeworfen, er wolle sich durch die Einrichtung eines Hilfsfonds von der Verantwortung für die Brandkatastrophe im pakistanischen Karachi freikaufen. Bei dem Brand einer Textilfabrik, die unter anderem für KiK arbeitete, waren fast 300 Menschen ums Leben gekommen.

"Die Opfer und Hinterbliebenen haben ein Recht im vollen Umfang entschädigt werden. Genauso wichtig ist, die mörderischen Arbeitsbedingungen abzuschaffen, von denen KiK profitiert. Dazu gehört, endlich die Rechte der Beschäftigten anzuerkennen, auch das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung", sagte Thomas Seibert, Südasienreferent von medico international.

Mit Duldung der zuständigen Behörden habe der KiK-Zulieferer Ali Enterprises seine Fabrik nicht regulär registriert und sich damit den gesetzlichen Auflagen entzogen, so medico. "Die völlige Missachtung des Arbeitsschutzes und der Rechte der Beschäftigten ist die Grundlage des ganzen Geschäfts", erklärte der medico-Partner und Gewerkschaftsaktivist Nasir Mansoor. "Die meisten Beschäftigten arbeiten auf Rechnung von Subunternehmern. Ali Enterprises händigte keinem von ihnen den Einstellungsvertrag aus, mit dem die Beschäftigten ihre Ansprüche auf Rente und Versicherung im Krankheitsfall erst geltend machen können. Die Arbeitszeit wurde regelmäßig auf zehn oder zwölf Stunden erhöht. Mehrarbeit wird nicht entlohnt."

Die National Trade Union Federation (NTUF), deren Vize-Generalsekretär Nasir Mansoor ist, hat deshalb aktuell mehrere Anzeigen erstattet. Im Fall von Ali Textile richtet sich die Anzeige gegen die zuständigen Behörden, denen die Gewerkschaft vorwirft, ihre Aufsichtspflicht verletzt zu haben.

Aus diesem Grund lehnen NTUF und die anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen auch die von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission ab, auf die das Unternehmen KiK vertraut. "Ohne Vertreter der Opfer und ihrer Hinterbliebenen, ohne Vertreter der Belegschaft und der Zivilgesellschaft ist das eine bloße Alibiveranstaltung", so Nasir Mansoor.

"Wer sich der Allianz von skrupellosen Unternehmen und korrupten Behörden widersetzt, riskiert in Pakistan eine Anklage wegen Terrorismus. Wir sorgen uns um die Sicherheit unserer Partner", sagte Thomas Seibert von medico. Nur zwei Tage nach dem Brand bei Ali Enterprises, am 13. September, habe das Oberste Gericht der Provinz Sindh den Einspruch der Gewerkschaft NTUF gegen ein Gerichtsverfahren zurückgewiesen, in dem Gewerkschafter unter dem Anti-Terror-Gesetz abgeurteilt werden sollen.

Die angeklagten Aktivisten hatten sich beim Labour Department der Provinz Sindh gegen Missstände beim Unternehmen Al-Karam Textiles beschwert, die medico zufolge denen des KiK-Partners Ali Enterprises ähneln: Al-Karam unterhalte Fabriken in Wohngebieten, weigere sich, vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfungen zuzulassen, unterbiete den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, zwinge die Beschäftigten zu unbezahlter Mehrarbeit und zapfe zur Stromversorgung die Leitungen der Nachbarschaft an. Nach Einreichung der Beschwerde seien die Gewerkschafter von Angehörigen der paramilitärischen Sondereinheit Pakistan Rangers verhaftet und gefoltert worden.

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