?ko-InstitutBerlin (epo). - Deutsche Lebensmittelhersteller haben Nachholbedarf, wenn es um die Verantwortung des Unternehmens für faire Arbeitsbedingungen in Nord und Süd oder die Informationsoffenheit gegenüber dem Verbraucher geht. Während britische Unternehmen ein sehr viel weiter gefasstes Bewusstsein für soziale und ökologische Herausforderungen entwickelt hätten, bleibe der Fokus in deutschen Firmen oft auf Umweltthemen begrenzt, heißt es in einer Studie zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) des Öko-Institus.

Alternative Technologien für eine saubere Umwelt, gesunde und sichere Produkte, faire Arbeitsbedingungen in Nord und Süd oder Informationsoffenheit gegenüber dem Verbraucher: Dies sind nur einige der Schlagworte, unter denen das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) - die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen - derzeit weltweit diskutiert wird. Doch wie können Unternehmen eine solche Verantwortung systematisch und strategisch in ihrem Kerngeschäft wahrnehmen? Und worin unterscheiden sich deutsche und britische Unternehmen in der Lebensmittelbranche in Bezug auf die gesellschaftliche Verantwortung, die sie übernehmen?

Die Studie des Öko-Instituts mit dem Titel "Corporate Social Responsibility in der strategischen Unternehmensführung - Eine Fallstudienanalyse deutscher und britischer Unternehmen der Ernährungsindustrie" (Autorin: Katharina Schmitt) bescheinigt der deutschen Lebensmittelindustrie, sie sei auf Umweltthemen begrenzt, obwohl die Ernährungsindustrie in Deutschland mit Themen wie Übergewicht bei Kindern, Pestizidrückständen oder schlechten Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben bereits seit langem auch in sozialer Hinsicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehe. Befragt hat die Wissenschaftlerin 12 Unternehmen, darunter die Branchenführer Unilever, Cadbury-Schweppes, SABMiller und die deutsche August Oetker KG.

Während die Antworten der deutschen Unternehmen in einigen Bereichen Nachholbedarf erkennen liessen, falle das Ergebnis bei der britischen Konkurrenz besser aus, so Schmitt: Sie stelle sich ihrer Verantwortung auch jenseits der eigenen Unternehmensgrenzen - vor allem im Verbraucherschutz. Hierzu suche sie aktiv den Austausch mit Politik, öffentlichen Einrichtungen und Verbandsvertretern.

Ein britisches Unternehmen habe beispielsweise gemeinsam mit staatlichen Gesundheitseinrichtungen eine Kampagne zur Aufklärung über Alkoholmissbrauch gestartet und unterstütze Schulen bei der Verteilung entsprechenden Materials. Verantwortungsbewusste Werbung oder die Aufklärung der Verbraucher über Ernährungsfehler seien für britische Unternehmen fast schon selbstverständlich - für deutsche Unternehmen aber nur "mittelmäßig bedeutsam".

Als Ergebnis der Studie hat die Autorin strategische Faktoren herausgearbeitet, die zu einer verantwortungsvolleren Unternehmensführung entscheidend beitragen sollen:

  • Die Übernahme von Verantwortung muss in Leitlinien, Zielen und Strategien verankert werden.
  • Für die Umsetzung der Verantwortung müssen klare Zuständigkeiten benannt und auch die oberste Führungsebene darin einbezogen werden.
  • Die Teilnahme an Brancheninitiativen zeigt sich als erfolgreicher Ansatz, um den häufig sektorspezifischen Herausforderungen gerecht zu werden.
  • Auch der systematische Austausch mit Stakeholdern liefert wichtige Impulse: Konfliktpotenziale können frühzeitig erkannt und das Wissen wichtiger Anspruchsgruppen für Unternehmensentscheidungen genutzt werden.

Welches die zentrale Herausforderung für deutsche Lebensmittelhersteller auf dem Weg zu verantwortlicher Unternehmensführung ist, steht für Katharina Schmitt aber fest: "Unternehmen müssen sich ihrer Mitverantwortung bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme stellen. Dabei gilt es, eigene Chancen auszunutzen. Unternehmen müssen Märkte für verantwortungsvoll hergestellte Produkte schaffen und dem Verbraucher die Kaufentscheidung zugunsten solcher Produkte schmackhaft machen. Dann heißt es für viele beim Griff ins Supermarktregal vielleicht bald: 'Man nehme? Corporate Social Responsiblity'."

Studie "CSR in der strategischen Unternehmensführung - Eine Fallstudienanalyse deutscher und britischer Unternehmen der Ernährungsindustrie" (PDF, 1,03 MB)

Öko-Institut


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